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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Post-mortem CT und Obduktion: Ein Vergleich der Verletzungskodierung nach letalem Trauma

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Heiko Johannsen - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Verkehrsunfallforschung, Hannover, Germany
  • Michael Klintschar - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Rechtsmedizin, Hannover, Germany
  • Aleksej Perlov - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für diagnostische Radiologie, Hannover, Germany
  • Stephan Sehmisch - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Sebastian Decker - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB28-1297

doi: 10.3205/22dkou155, urn:nbn:de:0183-22dkou1556

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Johannsen et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Sind die Ergebnisse von post-mortem CTs sowie Obduktionen hinsichtlich der Detektion von Verletzungen nach letalem Trauma vergleichbar?

Methodik: In den Jahren 2017 bis 2021 wurden 151 Unfälle mit insgesamt 154 Verstorbenen von unserer Verkehrsunfallforschung dokumentiert. Bei Patienten mit vorliegendem post-mortem CT und Obduktionsbericht wurden die Verletzungen basierend auf beiden Informationsquellen kodiert, beziehungsweise die erfolgte Kodierung nochmals überprüft. Die Verletzungen wurden hierbei auf Basis des AIS (engl.: abbreviated injury scale) Version 2015 (Revision 2018) kodiert und ausgewertet. Im Anschluss erfolgte der Vergleich der Kodierungen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 13/154 Verstorbenen in diese Studie eingeschlossen werden. Der maximale AIS (MAIS) war bei 10 der 13 Fälle unabhängig von der Untersuchungsmethodik gleich. In zwei Fällen wurde ein Hirnstammabriss (AIS 6) im CT nicht erkannt, sodass anstatt MAIS 6 die Verletzungsschwere nur mit MAIS 3 bewertet wurde. In einem weiteren Fall wurden in der Obduktion gegenüber dem CT schwerere Hirnverletzungen befundet, sodass der MAIS aufgrund der CT Auswertung nur mit 2 anstatt mit 3 bewertet wurde.

Unterschiede auf Körperregionsebene fanden sich insbesondere für Kopf, Abdomen, Wirbelsäule und Beine. Während die Verletzungsschwere für Kopf und Abdomen (jeweils 7 mal gleich, 6 mal höher bei Obduktion) tendenziell höher in der Obduktion bewertet wurde, waren die Bewertungen für die Beine (9 mal gleich, 3 mal höher/1 mal niedriger bei CT) und Wirbelsäule (8 mal gleich, 4 mal höher/1 mal niedriger bei CT) tendenziell nach CT Befundung schwerer.

Auf Einzelverletzungsebene konnten keine Epi- und Subduralblutungen im CT identifiziert werden, während diese in der Obduktion bei 6 Unfallopfern festgestellt wurden (p<0,001). Subarachnoidalblutungen wurden im CT in 5 von 10 Patienten mit entsprechender Verletzung diagnostiziert (P<0,001). Ventrikeleinblutungen wurden insgesamt in 4 Patienten diagnostiziert, wobei in beiden Verfahren diese Verletzung einmal nicht erkannt wurde. Hirnödeme wurden im CT in 2 von 8 Fällen identifiziert (p<0,001). Insgesamt wurden 168 Frakturen kodiert, wovon 152 im CT erkannt wurden und 99 in der Obduktion (p<0,001). Weiterhin war auffällig, dass Pneumothorax und Hämatopneumothorax in der Obduktion nur in 3 von 10 Fällen diagnostiziert wurden (p<0,001). Von 45 Organverletzungen unter Ausschluss von Hirnverletzungen wurden 42 in der Obduktion und 17 im CT festgestellt (p<0,001).

Das post-mortem CT ist eine gute Grundlage für die Bewertung der Gesamtverletzungsschwere. Bei Hirn- und anderen Organverletzungen sind die Möglichkeiten jedoch gegenüber der Obduktion eingeschränkt. Frakturen und Pneumothoraxes werden im CT grundsätzlich besser erkannt. Es zeigt sich, dass verschiedene Verletzungen unterschiedlich gut in den beiden verglichenen Methoden detektiert wurden. Daher ist zu diskutieren, ob gegebenenfalls stets die Kombination beiden Untersuchungsmethoden erfolgen sollte.