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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Einfluss der Ziffer 11 „Komplikationen“ sowie der Corona-Pandemie auf die Anzahl und Art der SAV-Behandlungsfälle an einem Haus der traumatologischen Maximalversorgung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Moritz F. Lodde - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • Julia Sußiek - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • Moritz Freistühler - Universitätsklinikum Münster, Geschäftsbereich Medizinisches Management, Münster, Germany
  • Josef Stolberg-Stolberg - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • Steffen Roßlenbroich - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • J. Christoph Katthagen - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • Michael J. Raschke - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB26-602

doi: 10.3205/22dkou139, urn:nbn:de:0183-22dkou1399

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Lodde et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Sicherstellung der bestmöglichen Therapie von akut verletzten Patienten und Komplikationen ist eine der bedeutendsten Aufgaben der deutschen gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Das aktualisierte Verletzungsartenverzeichnis von 07/2018 stellt das entscheidende Mittel zur Lenkung des Heilverfahrens dar. In der vorliegenden Arbeit sollen der Einfluss der Corona-Pandemie und der Einfluss der Ziffer 11 „Komplikationen“ auf die Fallzahlentwicklung an einem SAV-Haus der traumatologischen Maximalversorgung untersucht werden.

Methodik: Es wurden alle im SAV-Zentrum stationär aufgenommenen DAV-, VAV- und SAV-Fälle von 01/2019–12/2021 retrospektiv ausgewertet. Die dem Punkt 11 „Komplikationen“ zugeordneten Fälle wurden nach anatomischen Regionen eingeteilt. Neben der Fallzahlentwicklung vor und während der Covid-Pandemie (Mann-Whitney-Test, p<0,05) wurden der Case-Mix-Index (CMI), die mittlere Verweildauer und Anzahl der Operationen ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von den mehr als 2000 eingeschlossen Fällen wurden 1364 Fälle dem SAV zugeordnet. Von diesen waren 51% (702 Fälle) der Ziffer 11 „Komplikationen“ zuzuordnen. Von den Ziffern 11.1.-11.5 fielen 86% der 702 Fälle unter den Punkt 11.3 „Notwendigkeit von Revisionseingriffen“. Die Auswertung nach anatomischer Region zeigt einen hohen Anteil an Komplikationen im Bereich des Schultergürtels und Ellenbogens, an der Hand, am Kniegelenk und im Bereich des Sprunggelenks und Fußes (Abbildung 1 [Abb. 1]). Wirtschaftlich zeigt der Vergleich der SAV-11-Fälle „Komplikationen“ zu allen DAV-, VAV- und SAV-Fällen, dass der CMI und die Verweildauer bei ähnlicher Anzahl an Operationen geringer sind (Tabelle 1 [Tab. 1]). Vor Beginn der Covid-Pandemie war die Anzahl aller bg-lich stationären Fälle signifikant höher (Median 195 Fälle vs. 154 Fälle pro Quartal, p=0,003). Die Corona-Pandemie mit ihren Lockdown-Phasen und zunehmender Homeoffice-Tätigkeit hat zu einer Veränderung der bg-lich versicherten Behandlungsfälle geführt. Drei Jahre nach der Einführung des Verletzungsartenverzeichnis ist unabhängig hiervon ein sehr hoher Anteil an Behandlungsfällen zu beobachten, die der Ziffer 11 „Komplikationen“ zugeordnet werden müssen. Der hohe infrastrukturelle und personelle Aufwand für die SAV 11 Fälle wird bei einem verhältnismäßig niedrigen CMI nicht ausreichend abgebildet. Der hohe Anteil an Komplikationsfällen der Ziffer 11 wirft die Frage nach der Notwendigkeit einer strukturellen Anpassung des Heilverfahrens auf.