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Der proximale Humerusersatz bei primär malignen Knochentumoren – Rückkehr zur sportlichen Aktivität sowie Einflussfaktoren des postoperativen Aktivitätslevels
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
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Fragestellung: Der proximale Humerus ist die dritthäufigste Lokalisation primär maligner Knochentumore. Radiologische, onkologische und chirurgische Fortschritte haben in den vergangenen Jahrzehnten zu einem stetig verbesserten Langzeitüberleben und einer steigenden Lebensqualität betroffener Patienten geführt. Zunehmend werden dabei auch die postoperative Rückkehr zur sportlichen Aktivität sowie das postoperative funktionelle Aktivitätslevel relevant. Ziel unserer Arbeit war es, diese Faktoren in einem großen homogenen Patientenkollektiv mittels standardisierter Fragebögen zu erheben.
Methodik: Retrospektive Analyse von 112 Patienten bei denen zwischen Oktober 2007 und April 2020 aufgrund eines primär malignen Knochentumors des proximalen Humerus eine weite Tumorresektion sowie die anschließende Rekonstruktion per modularer Megaprothese durchgeführt wurde. Ausschlusskriterien waren Tod (65 Patienten), Amputation (1 Patient) sowie Überseepatienten (8 Patienten) - insgesamt konnten 38 Patienten eingeschlossen werden. Das funktionelle Outcome wurde mit dem Muskuloskeletal Tumor Society Score (MSTS) sowie dem Toronto Extremity Salvage Score (TESS) bestimmt. Die sportliche Aktivität wurde mit dem Tegner Score (TS) sowie dem Weighted Activity Score (WAS) erhoben. Die statistische Auswertung erfolgte durch nicht-parametrische Analysen mittels Mann Whitney U-Test. Das Signifikanzniveau wurde bei p < 0.05 festgesetzt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse von insgesamt 32 Patienten (84% Follow-Up-Rate, 13 Frauen) mit einem medianen Alter von 42 Jahren (IQR 24 - 56) und einem medianen BMI von 25 (IQR 22 - 27) konnten mit einem medianen Follow-Up von 30 Monaten (IQR 22 - 58) ausgewertet werden.
Der mediane MSTS betrug 18 Punkte (IQR 12 - 24), der mediane TESS 80% (IQR 69 - 87), der mediane TS vor Diagnosestellung 6 Punkte (IQR 6 - 7), der postoperative TS 5 Punkte (IQR 4 - 6), die mediane TS-Differenz 1 Punkt (IQR 0 - 2) und der mediane WAS 5 Punkte (IQR 1 - 10).
Das Alter, der BMI, die betroffene Extremität (dominant vs. nicht-dominant), die Art der Tumorresektion (intra- vs. extraartikulär) sowie die Art der Schulterrekonstruktion (anatomisch vs. invers) und Revisionsoperationen (ja vs. nein) hatten keinen signifikanten Einfluss auf das funktionelle Outcome (MSTS & TESS) sowie das postoperative Aktivitätslevel (TS & WAS). Patienten mit einer inversen Schulterrekonstruktion erzielten jedoch im WAS signifikant bessere Ergebnisse (p=0.032). Patienten bei denen der N. axillaris in der Tumorresektion erhalten werden konnte, erzielten signifikant bessere postoperative funktionelle Ergebnisse (MSTS (p=0.027), TESS (p=0.049) und WAS (<0.001)).
Nach weiter Tumorresektion und anschließender Rekonstruktion per modularer Megaprothese sind am proximalen Humerus gute bis sehr gute funktionelle Ergebnisse und ein vergleichbares Aktivitätslevel wie präoperativ möglich. Eine inverse Schulterrekonstruktion sowie der Erhalt des N. axillaris sind insgesamt mit einem höheren postoperativen Aktivitätslevel assoziiert.