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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Können homogene, lipomatöse Tumoren an den Extremitäten primär reseziert werden?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Tobias Malte Ballhause - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Department of Trauma and Orthopedic Surgery, Hamburg, Germany
  • Sebastian Weiß - Universitätsklinkum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Hamburg, Germany
  • Alonja Reiter - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Andreas Lübke - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Pathologie, Hamburg, Germany
  • Peter Bannas - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Radiologie, Hamburg, Germany
  • Karl-Heinz Frosch - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Hamburg, Germany
  • Carsten Schlickewei - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Hamburg, Germany
  • Matthias Priemel - Universitätsklinkum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB25-340

doi: 10.3205/22dkou128, urn:nbn:de:0183-22dkou1284

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Ballhause et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die häufigsten Weichgewebstumoren der Extremitäten sind Lipome mit einer Prävalenz von 2100 pro 100.000 Personen. Deutlich seltener sind atypische lipomatöse Tumore (ALT), diese werden an den Extremitäten als intermediäre Tumore klassifiziert. ALTs können zwar dedifferenzieren, metastasieren aber nicht. Beide Entitäten können marginal reseziert werden. Hiervon abzugrenzen sind Weichgewebssarkome, welche im Verhältnis 1:100 zu Lipomen auftreten. Weichgewebssarkome erfordern eine weite Resektion mit onkologischem Sicherheitsabstand.

Das primäre Diagnostikum der Wahl bei allen Weichgewebstumoren ist die MRT. Die MRT liefert wichtige Anhaltspunkte hinsichtlich der Tumorentität. Entsprechend der AWMF-Leitlinie wird vor jeder Tumorresektion mit einer Größe von mehr als 3 cm, eine Biopsie empfohlen.

Jedoch stellt sich die Frage, ob Tumoren, die im MRT ein homogenes, lipomatöses Signalverhalten zeigen – und daher als Lipom bzw. ALT eingeschätzt werden – direkt marginal reseziert werden sollten.

Methodik: Die Daten wurden erhoben im Rahmen einer monozentrischen, retrospektiven Studie mit dem Untersuchungszeitraum von 2011 bis 2020. Eingeschlossen wurden 142 Patienten, bei denen sich im MRT ein homogener, lipomatöser Tumor zeigte und durch zwei muskuloskelettale Tumorchirurgen der Verdacht auf das Vorliegen eines Lipoms bzw. ALT geäußert wurde. Alle Tumore wurden reseziert und histopathologisch analysiert. Ferner musste das MRT vor der Resektion durchgeführt worden sein und der schriftliche MRT-Befund in der elektronischen Patientenakte vorliegen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von den 142 Patienten wiesen 116 (82%) ein Lipom, 25 (17%) ein ALT und ein Patient ein myxoides Liposarkom auf. Letzterer wurde onkologisch nachreseziert. Bei allen anderen Patienten gelang eine vollständige marginale Resektion.

Es gab eine Übereinstimmung der histopathologischen Endbefunde mit den radiologischen Befunden in 105 Tumoren (74%). In 36 Fällen (25%) wurde die Malignität des lipomatösen Tumors überschätzt im radiologischen Befund, in einem Fall unterschätzt.

Weichgewebstumoren der Extremitäten, welche in der MRT als homogene, lipomatöse Tumoren imponieren, können primär marignal reseziert werden. Sollten Zweifel bezüglich der MRT-Bilder bestehen, so empfiehlt sich die erneute Befundung der Bilder durch einen erfahrenen Radiologen sowie einen spezialisierten Tumorchirurgen um dann interdisziplinär über das weitere Vorgehen zu entscheiden, in Hinblick auf eine Biopsie oder dirkete Resektion.