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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Einsatz von Regionalanästhesie zur Reduktion des Blutverlustes bei der isolierten hyperthermen Extremitätenperfusion (ILP)

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Maya Niethard - HELIOS Klinikum Berlin-Buch, Klinik für Tumororthopädie, Sarkomzentrum Berlin-Brandenburg, Berlin, Germany
  • Bernhard Gaßmann - meso international GmbH, Mittweida, Germany
  • Alexander Tipp - HELIOS Klinikum Berlin-Buch, Anästhesie, perioperative Medizin und Schmerztherapie, Berlin, Germany
  • Heilwig Fischer - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für MKG-Chirurgie und Berlin Institute of Health, Berlin, Germany
  • Per-Ulf Tunn - HELIOS Klinikum Berlin-Buch, Klinik für Tumororthopädie, Sarkomzentrum Berlin-Brandenburg, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB25-76

doi: 10.3205/22dkou126, urn:nbn:de:0183-22dkou1261

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Niethard et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Im Sarkomzentrum werden bei hochmalignen Weichgewebesarkomen der Extremitäten jährlich ca. 15 ILPs mit TNF-α und Melphalan durchgeführt. Prozedurbedingt kommt es regelhaft zu einem Blutverlust von 1,5-2 l / Patient. Bei >200 durchgeführten ILPs in den letzten 15 Jahren wurde mit Beginn der Perfusion ein konstant niederschwelliger systemischer Blutverlust (BV) von zentral in den Extremitätenkreislauf beobachtet, was durch Druckschwankungen auf beiden Seiten des Tourniquets und einen nicht zu verhindernden Zufluss über den Knochen zu erklären ist. Nach Bolusgabe von Melphalan kam es regelhaft zur Instabilität des Druckgradienten sowie einer Zunahme des BV. Die Frage ist, ob der Einsatz von perioperativer Regionalanästhesie (RA) den BV reduzieren und den Druckgradienten stabilisieren kann.

Methodik: Bei der ILP erfolgt nach Etablierung des Extremitätenkreislaufs und Ausschluss einer Leckage durch Indium- und Technetium markierte Erythrozyten standardisiert die Bolus-Gabe von TNF-α. Nach 30 Min. wird die 1/2 Dosis Melphalan als Bolus gegeben, die Restdosis kontinuierlich über 30 Min. Nach 90 Min. Gesamtperfusionszeit wird die Extremität ausgewaschen, bis keine Radioaktivität mehr nachweisbar ist. Ab 11/19 erfolgte die ILP bei insgesamt 17 Patienten mit perioperativer RA. Der BV wurde prospektiv als Einzelwert nach Melphalanbolusgabe (BVm) sowie als Gesamtwert zum Abschluss der ILP (BVt) erfasst. BVt setzt sich zusammen aus: Auffüllungsvolumen des extrakorporalen Systems (ca. 450 ml), Blutvolumen der Extremität und systemischem Blutvolumen, welches aus dem Körper während der Perfusion in den extrakorporalen Kreislauf zufließt. Die RA erfolgte am Arm als supraklavikulärer Plexusblock (15-25 ml Prilocain 1%), am Bein als lumbaler Periduralkatheter (PDK) (15-25 ml Prilocain 2%), maximale Aufsättigung 30 min. vor Melphalan-Bolus.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In der Gruppe ohne RA (n=14) ergab sich ein medianer BVt von 1500 ml, mit RA (n=12) von 900 ml. Bei einer Differenz von 600 ml war der Unterschied nicht signifikant (Mann-Whitney-Test; p = 0,0862) (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Die ohne RA beobachtete Zunahme des BVm von >500 ml betrug mit RA im Mittel 116 ml [0-800 ml], bei einem Ausreißer mit 800 ml lag eine Dislokation des PDKs vor.

Als Pilotstudie weist die Studie durch eine geringe Fallzahl Limitationen auf. Durch den Einsatz von RA kann der BV bei der ILP reproduzierbar verringert werden. Dadurch kann eine reduzierte Transfusionsrate, ein verbesserter Allgemeinzustand und eine verkürzte Liegedauer der Patienten erreicht werden. Evidenz für die Beobachtungen dieser Pilotstudie soll in einer prospektiven Kontrollstudie mit größerer Fallzahl gewonnen werden.