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Die Behandlung langstreckiger AORI III Defekte mittels individueller Tibia-Metaphysenkomponenten – erste Ergebnisse eines neuen Behandlungskonzepts
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
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Fragestellung: Die Behandlung der tibialen Defektsituation erfolgt häufig nach dem Konzept der „Zonal Fixation“ [1]. Hierbei stellt die knöcherne Verankerung in der Epi- sowie Metaphyse einen entscheidenden Faktor für das funktionelle Outcome sowie die Überlebensrate der Prothese dar. Etabliert wurden in diesem Zusammenhang zementfreie Versorgungen mit Cones und Sleeves [2]. Insbesondere bis in die Meta-Diaphyse reichende AORI III Defekte sind, auch mit dieser hochporöser Knochenaugmentation, nicht immer ausreichend weit nach distal adressierbar. Eine Segmentresektion zieht hier unweigerlich die Implantation einer modularen Tumorprothese mit Gastrognemicus Schwenklappen und Mesh-Graft nach sich. Um auch weit nach distal reichende Defekte bei Erhalt des Streckapperates zu versorgen wurden individuelle Metaphysenkomponenten entwickelt.
Im Rahmen einer monozentrischen Analyse erfolgte die Auswertung dieses neuen Behandlungskonzepts.
Methodik: Zwischen 09/20 sowie 05/21 erfolgte der Einschluss von 10 Patienten bei denen im Rahmen der präoperativen Planung keine ausreichende Fixierung mit Cones/Sleeves erzielt werden konnte. Der minimale Nachuntersuchungszeitraum wurde, aufgrund des neu entwickelten Behandlungskonzeptes, auf 6 Monate festgelegt. Das Patientenkollektiv ist in Tabelle 1 [Tab. 1] dargestellt. Präoperativ erfolgte, anhand einer Dünnschicht-CT Diagnostik die Planung der individuellen Metaphysenkomponente. Postoperativ erfolgte die Analyse hinsichtlich der Revisionsrate, des Implantatüberlebens sowie des funktionellen Outcomes.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: In allen Fällen konnte eine Implantation, unter Verwendung von patientenindiviuellen Implantatraspeln, durchgeführt werden. Eine Implantatrevision erfolgte in zwei Fällen, zum einen bei Malrotation mit Korrektur über das modulare tibiale Plateau, zum anderen bei Vorliegen einer periprothetischen Fissur mittels Bandcerclage. Lockerungen der Metaphysenkomponente wurden nicht beobachtet. Der OKS konnte signifikant von 14 (2–16) auf 31 (23–34) Punkte gesteigert werden bei zeitgleich signifikanter Reduktion der Schmerzsymptomatik. Ein detailliertes funktionelles Outcome der Patienten zeigt Tabelle 2 [Tab. 2].
Die tibiale zementfreie Zwei-Zonen Rekonstruktion langstreckiger meta-/diaphysärer Defekte ist biomechanisch anspruchsvoll. Die korrekte Implantation, auch im Hinblick auf individuelle anatomisch Gegebenheiten, kann, trotz patientenindivduellen Instrumenten, im Einzelfall schwierig sein. Die Anwendung individueller Metaphysenkomponenten ermöglicht die adäquate Defektadressierung, unter Erhalt des nativen Streckapparats bei akzeptablem funktionellen Outcome.
Abbildung 1 [Abb. 1]
Literatur
- 1.
- Morgan-Jones R, Oussedik SI, Graichen H, Haddad FS. Zonal fixation in revision total knee arthroplasty. Bone Joint J. 2015 Feb;97-B(2):147-9. DOI: 10.1302/0301-620X.97B2.34144
- 2.
- Ponzio DY, Austin MS. Metaphyseal bone loss in revision knee arthroplasty. Curr Rev Musculoskelet Med. 2015 Dec;8(4):361-7. DOI: 10.1007/s12178-015-9291-x