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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Videogestützte Analyse von Kopfbällen und Kopfverletzungen im internationalen Profifußball der Männer: Nimmt die Anzahl der Kopfbälle mit dem Spielniveau zu?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lorenz Huber - Klinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Germany
  • Dominik Szymski - Klinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Germany
  • Maximilian Kerschbaum - Klinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Germany
  • Werner Krutsch - Klinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Regensburg, SportDocs Franken, Nürnberg, Regensburg, Germany
  • Volker Alt - Uniklinikum, Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Johannes Weber - Universitätsklinikum Regensburg, Unfallchirurgie, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB23-1262

doi: 10.3205/22dkou110, urn:nbn:de:0183-22dkou1104

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Huber et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Fußball ist der einzige Ballsport, bei dem der Ball mit dem Kopf gespielt werden kann. Im Rahmen des Kopfballspiels kommt es immer wieder zu Kopfverletzungen, die zu schweren neurologischen Beeinträchtigungen führen können. Viele Veröffentlichungen befassen sich mit den langfristigen Auswirkungen von Kopfbällen über eine gesamte Fußball-Karriere, aber es gibt nur unzureichende epidemiologische Daten über Kopfbälle und Kopfverletzungen. Ziel dieser Arbeit ist, hochklassigen internationalen Fußball (Deutsche Nationalmannschaft, UEFA Champions League, UEFA Europa League) mit Daten aus der 1. und 2. Bundesliga der Herren zu vergleichen, Unterschiede durch das Spielniveau aufzuzeigen und Risikofaktoren zu bestimmen.

Methodik: In einer prospektiven Kohortenanalyse wurden 45 internationale Spiele untersucht und mit Daten aus den beiden höchsten Deutschen Profiligen verglichen. Jeder Kopfball und jede Kopfverletzung wurden von den Untersuchern anhand standardisierter Online-Fragebögen analysiert. Kopfverletzungen wurden als sog. Critical Incidents definiert. Es erfolgte die Berechnung der Mittelwerte, Standardabweichungen, prozentualer Verteilung und t-Test mit einem Signifikanzniveau <0,01.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In 4.050 Spielminuten wurden insgesamt 3.670 Kopfbälle registriert (0,9 Kopfbälle/Minute). Im Durchschnitt wurden 81,5 Kopfbälle pro Spiel (SD=18,4) und 3,7 Kopfbälle pro Spieler und Spiel (SD=0,8) festgestellt. Im Vergleich zu einer Kohortengruppe der 1. und 2. Deutschen Bundesliga ist dies eine signifikante Reduktion von -33,8 Kopfbällen pro Spiel (t (111) = -7,6, p < ,001, d=1,47) und 1,7 pro Spieler und Spiel. Innenverteidiger führen die meisten Kopfbälle aus (34,6%). 55,3% aller Kopfbälle passieren in Zweikampfsituationen. Bei 16,3% befand sich der Ellbogen des köpfenden Spielers mindestens auf Schulterhöhe, während bei 11,3% der Gegner durch seine Ellbogenstellung eine gefährliche Situation herbeiführte. Insgesamt wurden 18 Kopfverletzungen registriert, was einer Rate von 0,4 (SD=0,6) pro Spiel, 4,9 Verletzungen pro 1000 Kopfbälle und 4,4 in 1000 Stunden Spielzeit entspricht. 64,3% der Verletzungen traten bei Kopfballduellen auf. Der am häufigsten verletzte Bereich am Kopf war die Stirn (83,3%).

Es wurde festgestellt, dass die Zahl der Kopfbälle mit zunehmendem Spielniveau deutlich abnimmt. Die Zahl der akuten Kopfverletzungen korreliert mit der Zahl der Kopfbälle. Innenverteidiger spielen die meisten Kopfbälle und sind daher einem höheren Risiko ausgesetzt. Die meisten Kopfbälle ereignen sich in defensiven Situationen, und der Strafraum ist der gefährlichste Ort auf dem Spielfeld. Die Zahl der registrierten Kopfbälle liegt weit unter den in der Literatur angenommenen Zahlen. Die Ergebnisse ermöglichen es, weitere experimentelle Studien an reale Spielsituationen anzupassen. Zudem bieten diese Daten Anreiz für weitere Präventionsmaßnahmen.