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Zonen unterschiedlicher Knochendichte im Bereich der distalen Tibia in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht und die daraus resultierenden Empfehlungen für die operative Therapie von Frakturen des medialen Malleolus
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
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Fragestellung: Frakturen des Sprunggelenkes sind häufig und betreffen alle Altersgruppen. Häufig kommt es hierbei, gerade bei instabilen Brüchen, zu Frakturen des medialen Malleolus. Aufgrund gefährdeter Weichteile sowie der lokalen Anatomie und Frakturmorphologie erfolgt die Osteosynthese in der Regel über Drähte oder (kanülierte) Schrauben. Hier ist eine Verankerung der Osteosynthesen in Regionen mit möglichst guter Knochendichte essenziell. Diese Studie untersucht die Knochendichte im Bereich der distalen Tibia bei knochengesunden sowie bei Probanden/Probandinnen mit reduzierter Knochendichte. Die entsprechenden Daten wurden in Hinblick auf die Knochenstruktur und die daraus ableitbaren Empfehlungen für eine angepasste operative Versorgung von Frakturen des medialen Malleolus ausgewertet.
Methodik: CT Datensätze der Firma Stryker Corporation wurden mit Hilfe der Stryker Orthopaedic Modeling and Analytics (SOMA) Technologie ausgewertet. Aus den CT-Datensätzen wurden über einen standardisierten Prozess 3D Modelle der Knochen erstellt und mit Hilfe der oben genannten Technologie Visualisierungen der durchschnittlichen Knochendichte in verschiedenen Bereichen im Sinne von Thermalkarten für die gesamte Population sowie Untergruppen erstellt (Bild 1). Für jeden Datensatz wurde die durchschnittliche Knochendichte der distalen Tibia gemessen. Zudem wurden an den 3D Modellen bestimme Lagen sowie Längen von Schrauben zur Fixierung von Frakturen des medialen Malleolus simuliert und die Dichteprofile entlang der Schraubentrajektorien untersucht.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 889 Datensätze von Probanden/Probandinnen mit einem Durchschnittsalter von 63,3 (SD ±18,8) konnten eingeschlossen werden, wovon 429 weiblich und 460 männlich waren. In Abhängigkeit von der Knochendichte im Bereich der distalen Tibia nach Lee et al., 2015 wurden 440 Probanden mit reduzierter Knochendichte und 449 mit normaler Knochendichte identifiziert. Patienten mit reduzierter Knochendichte in der distalen Tibia waren mit 67,5 (SD ±13,8) Jahren signifikant älter als solche mit normaler Knochendichte mit 59,3 (SD ±16,6) Jahren. Erwartungsgemäß hat die Knochendichte von der Gelenkfläche nach proximal abgenommen. Besonders dichter Knochen zeigte sich am Übergang vom medialen Malleolus zur distalen Tibia sowie nahe der medialen tibialen Kortikalis (Bild 1).
Die Studie zeigt die Verteilung der Knochendichte im Bereich der distalen Tibia in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht. Die Kenntnis über die Verteilung der Knochendichte erscheint insbesondere aufgrund der Zunahme von mit Osteoporose assoziierten Frakturen essenziell, um einen möglichst stabilen Halt der Osteosynthese zu gewährleisten. Vor dem Hintergrund unserer Ergebnisse empfehlen wir bei der Versorgung von Frakturen des medialen Malleolus eine möglichst steile Lage der Schrauben nahe an der medialen Kortikalis der distalen Tibia. Zudem sollte das Gewinde am Übergang vom medialen Malleolus zur distalen Tibia liegen.