Artikel
Onkologische Behandlungsergebnisse nach partieller oder totaler Sakrektomie bei primär malignen Tumoren und solitären Metastasen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Primär maligne Tumoren des Sakrums sowie ausgewählte solitäre Metastasen mit Infiltration des Sakrums stellen Indikationen zur partiellen oder totalen Resektion dar. Ziel war die Beschreibung des onkochirurgischen Managements, Komplikationsprofilsund die Analyse eigener Behandlungsergebnisse nach Sakrektomie.
Methodik: In einer retrospektiven Analyse wurden 25 Pat. (m/w: 14/11 57±16 J.) mit prim. malign. Tumoren (n=16: 10 Chordom, 2 Osteo-, 1 Chondro-, 1 Rhabdomyo-, 2 pleomorphes Sarkom, davon 3 Lokalrezidive) und solitären Metastasen (n=9: 6 Rektum-/Sigma-Ca, 1 Zervix-Ca, 1 myxoides Liposarkom, 1 Nierenzell-Ca) des Sakrums eingeschlossen. Bei 12 Pat. erfolgte eine neoadj. Systemtherapie (10 Chemo-, 6 Immuntherapie). 6 Pat. waren vorbestrahlt. Es erfolgte zwischen 2015 und 2021 bei 9 Pat. eine totale Sakrektomie, bei 12 bzw. 4 Pat. eine partielle bzw. Hemisakrektomie (re/li: 2/2), in n=6 mit Iliumteil-/ISG-Resektion. Bei 10 Pat. war die Resektion navigationsgestützt (fusionierte CT-/MRT-/PET-Daten) und bei 9 Pat. erfolgten rein dorsale, bei 16 Pat. sequenziell-kombiniert dorsoventrale Zugänge (16 Pat. mit massiver präsakraler Ausdehnung). 12 Pat. erhielten zusätzlich eine spinopelvine Spondylodese. Bei 19 Pat. wurde zusätzlich ein temporäres Ileo-/Colostoma sowie bei 17 Pat. ein intrapelviner Omentum majus-Transfer (Totraumfüllung) angelegt und bei 7 Pat. erfolgte eine plastische Rekonstruktion mittels VRAM-Lappen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei einem mittl. Follow-Up (FU) von 26 Mon. (2-76 Mon.) war die FU-Rate 88%. Die Resektionsgrenzen waren bei 19 Pat. R0 und bei 6 Pat. R1/R2/Rx (s. Tabelle 1 [Tab. 1]), ohne sign. Unterschied bei Verwendung der Navigation. Bei 16 Pat. (64%) waren aufgrund eines Infekts oder Wundheilungsstörung ein (n=3) oder mehrere (n=13) Revisionseingriffe notwendig, jedoch ohne sign. Unterschiede in Bezug auf das Resektionsausmaß (zusätzliche Spondylodese/Iliumresektion). 6 Pat. erhielten eine adjuvante Strahlentherapie. Das mittl. tumorfreie Überleben (Metastase oder Lokalrezidiv) betrug 21±22 Mon., bei 4 Pat.trat nach 10±3 Mon. ein Lokalrezidiv auf, 7 Pat. entwickelten nach 8±4 Mon. Fernmetastasen. 4 Patienten verstarben (2, 3, 4, 27 Mon. postop.).
Die Resektion von Tumoren des Sakrums ist anspruchsvoll und geht abhängig vom Resektionsausmaß mit einem hohen Komplikationsprofil einher. Vor allem bei großer präsakraler Tumormanifestation und/oder hoher Sakrektomiehöhe (S2/3 und kranialer) sowie absehbarer plastischer Rekonstruktion ist die interdisziplinäre Kooperation mit Viszeral-/Gefäß- und Plastischer Chirurgie essentiell. Neo- und adj. Therapien können die lokale und systemische Kontrolle effektiv verbessern. Die 3D-Navigation bietet einen deutlichen Zugewinn an intraoperativer Orientierung, auch wenn aktuell kein onkologischer Benefit besteht. Inwieweit unnötig große Resektionsdefekte, Nervenwurzeldurchtrennungen und funktionelle Defizite vermieden werden können, muss prospektiv multizentrisch analysiert werden.