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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Einfluss der perioperativen Erythrozytenkonzentrat-Gabe auf die Prognose von WeichteilsarkompatientInnen: Eine retrospektive Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Maria Anna Smolle - Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Wolfgang Helmberg - Univ.-Klinik für Blutgruppenserologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Dominik Barth - Klinische Abteilung für Onkologie, Innere Medizin, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Nazanin Sareban - Univ.-Klinik für Blutgruppenserologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Joanna Szkandera - Klinische Abteilung für Onkologie, Innere Medizin, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Bernadette Liegl-Atzwanger - Institut für Pathologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Andreas Leithner - Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Martin Pichler - Klinische Abteilung für Onkologie, Innere Medizin, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB18-253

doi: 10.3205/22dkou068, urn:nbn:de:0183-22dkou0688

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Smolle et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: In Anbetracht der Tatsache, dass Anämie mit einer reduzierten Lebensqualität und schlechterem Überleben von WeichteilsarkompatientInnen vergesellschaftet ist, kann die perioperative Gabe von leukozytenfreien Erythrozytenkonzentraten (EKs) sowohl lebensrettend als auch -verlängernd sein. Allerdings wurde die Gabe von EKs mit Transfusions-assoziierter Immunmodulation in Verbindung gebracht, welche über komplexe Mechanismen zu einer Tumorprogression und somit schlechteren Prognose führen kann.

Das Ziel dieser Studie war es, den Effekt einer perioperativen EK-Gabe auf das Lokalrezidiv- (LR) und Fernmetastasen- (FM) Risiko , wie auch Gesamtüberleben von WeichteilsarkompatientInnen zu untersuchen.

Methodik: Retrospektiv wurden 432 WeichteilsarkompatientInnen (mittleres Alter: 60.0 ± 17.8 Jahre; 53.9% männlich) in die Studie eingeschlossen, die an einem Tumorzentrum mit primär kurativem Therapieansatz operativ behandelt worden waren. Anzahl, exakte Menge, sowie Art der EKs (bestrahlt/nicht bestrahlt) wurde erhoben. Uni- und multivariate Fine&Gray Modelle für LR und DM, sowie Cox-Regressions-Modelle für das Gesamtüberleben wurden erstellt, um den (unabhängigen) prognostischen Einfluss der EK-Gabe zu untersuchen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt erhielten 75 PatientInnen perioperative EKs (17.4%). Die mediane Anzahl der verabreichten EKs betrug 2 Einheiten (Interquartilbereich [IQB]: 2 - 4), und 15.5% der EKs waren bestrahlt. Ältere PatientInnen und solche mit tief lokalisierten, großen Tumoren erhielten signifikant häufiger EKs (p<0.05). Die Gabe von EKs hatte keinen signifikanten Einfluss auf das LR (Subhazard Ratio [SHR]: 0.801; p=0.582) oder FM (SHR: 1.496; p=0.084) Risiko. Auf der anderen Seite war die Gabe von EKs mit einem univariat signifikant schlechteren Gesamtüberleben vergesellschaftet (Hazard Ratio [HR]: 2.222; p<0.001). In der multivariaten Analyse mit den Co-Faktoren Amputation ja/nein, Histologie, Tumorgröße, Alter, Grading und Tumortiefe war der signifikante Zusammenhang zwischen EK-Gabe und schlechterem Überleben allerdings nicht mehr nachweisbar (HR: 1.658; p=0.059). In einer Subgruppen-Analyse von 222 PatientInnen mit präoperativ erhebbaren Laborparametern führte die Berücksichtigung des Hämoglobin-Wertes im multivariaten Modell zu einer weiteren Reduktion des Effekts von EKs auf das Gesamtüberleben (p=0.167). Demgegenüber stellten sich ein hoher Hämoglobin-Wert als ein signifikant unabhängiger positiver prognostischer Parameter heraus (HR: 0.809; p=0.014).

Es gibt bei WeichteilsarkompatientInnen einen deutlichen Zusammenhang zwischen negativen prognostischen Parametern und der Gabe von EKs. Während der Effekt von EKs auf das Gesamtüberleben in der multivariaten Analyse verloren geht, sind hohe Hämoglobin-Werte mit einer signifikant besseren Prognose vergesellschaftet. Daher sollte der Fokus bei WeichteilsarkompatientInnen auf der Optimierung der Anämie liegen, bevor EKs notwendig werden.