Artikel
Retrospektive Kohortenstudie zum Einfluss der Sakrummorphologie auf die Komplikationsrate nach standardisierter sakroiliakaler Schraubenosteosynthese bei 131 Patienten mit hinteren Beckenringinstabilitäten
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Die operative Versorgung von instabilen Beckenringfrakturen und Sakruminsuffizienzfrakturen stellen eine häufige Herausforderung dar. Die perkutane sakroiliakale Schraubenosteosynthese ist ein etabliertes, minimal-invasives Therapieverfahren in der operativen Versorgung von dorsalen Beckenringverletzungen. Trotz allem fehlen bislang Daten zum Komplikationsprofil und zu prognostisch-relevanten Faktoren, welche die Art und Häufigkeit der Komplikationen in Abhängigkeit der individuellen Anatomie und der operativen Technik bzw. intraoperativ angewendeten Imaging Verfahren analysieren.
Methodik: Im Zeitraum vom 01/2018 bis 12/2020 wurden insgesamt 131 Patienten (66± 21 Jahre (15-95); m/w: 37 %/63 %, BMI: 24,9± 4,4) mit dorsalen Beckenringverletzungen (BR-fx/ Insuff-fx: 70, davon 44 Polytrauma) /61) mittels perkutaner SI- Schraubenosteosynthese (einseitig 31, beidseitig 11, hexacortikal 66 und trikortikale Schraube(n) in 23 Pat.) operativ versorgt. Anhand des prä- und intraop. CT (Siemens Pheno)/3D-Scan (Ziehm-3D-BV) wurde der Einfluss der Sakrummorphologie und die Breite bzw. Lage des sakralen Korridors im S1 und S2 Segment auf die optimale Schraubenpositionierung und postoperative Komplikationsrate untersucht.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Klassifikation nach AO zeigte bei den 70 Patienten mit dorsalen Beckenringfrakturen eine B- Verletzung (B 1/2/3:19/ 21 /8) in 48 Patienten und eine C- (C1/2/3: 10 / 5 / 7) Verletzung in 22 Patienten. Bei den Patienten mit Insuffizienzfrakturen lagen nach FFP Einteilung Typ II in 6 Pat. (IIb/IIc: 2/4), Typ III in 4 Pat. (IIIb/c: 3 / 1) und Typ IV in 51 Patienten (IVa/b/c: 2/47/2 Pat.) Die Verteilung der Sakrummorphologie zeigt eine aszendierende, horizontale und deszendierende Lagevariante in 16, 59 und 31 Patienten. Der bei 25 Patienten (19 %) vorliegende sakrale Dysmorphismus (S1-Korridor <9mm) war bei Männern signifikant häufiger als bei Frauen (p<0.02).
Bei 16 Pat. (12%) wurden Komplikationen (Lockerungen, Schraubenfehllagen, Nachblutungen, neurolog. Defizit in n= 11/ 1 / 2 / 2) beobachtet. In 99,2% der Pat lag im intraoperativen CT/3D-Scan eine intraossäre Drahtlage vor. Eine signifikante Häufung von Komplikationen zeigte sich bei Vorliegen einer gesicherten Osteoporose (p <0,03) und bei FFPIII und IV Frakturen (p <0,04).
Die perkutane SI- Schraubenosteosynthese eignet sich hervorragend zur minimalinvasiven Stabilisierung von Frakturen des hinteren Beckenringes. Die präop. multiplanare Messung und Planung des geschlechtsabhängig unterschiedlich weiten Sacral slope, S1-Schraubenkorridors und Sakromdysmorphismus ist unter Berücksichtigung der verschiedenen Sakrumvarianten essentiell. Mittels intraoperativem CT ist die komplikationsfreie SI-Verschraubung sehr sicher möglich (außer bei Sakrumdysmorphismus, dann aber zu 100% in S2). Komplikationen wie Lockerungen erfordern die Anwendung von additiven Augmentationstechniken, die Kombination mit anderen Techniken (trianguläre Abstützung) und die Therapie von Komorbiditäten (Osteoporose).