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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Therapie der grenzwertigen Hüftdysplasie mittels Dreifacher Beckenosteotomie. Treffen wir unser Ziel?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Daniel Dornacher - Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU, Ulm, Germany
  • Bernd Lutz - Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU, Ulm, Germany
  • Heiko Reichel - Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU, Ulm, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB16-714

doi: 10.3205/22dkou053, urn:nbn:de:0183-22dkou0534

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Dornacher et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bereits 1939 wurde der laterale Centrum-Erker Winkel (LCE) von Wiberg beschrieben. In der Literatur wird eine Hüftdysplasie mit einem LCE zwischen 18 und 25 ° als „grenzwertig“ beurteilt. Der LCE bildet die Überdachungsstörung jedoch lediglich stark vereinfacht ab. Eine sehr viel differenzierte Quantifizierung, vor allem bezüglich einer anterioren oder posterioren Dysplasie, lässt sich mit den gut beschriebenen anterior- und posterior wall indices (AWI, PWI) erreichen.

Diese Studie verfolgt drei Ziele 1.) Einteilung des eigenen Patientenguts in verschiedene Typen; 2.) Analyse postoperativer radiologischer Parameter nach Dreifacher Beckenosteotomie; 3.) Korrelationsanalyse zwischen prä- und postoperativen Parametern

Methodik: Für die retrospektive Untersuchung standen 397 konsekutive Dreifache Beckenosteotomien zur Verfügung (324 Patienten). Einschlusskriterium war ein präoperativer LCE zwischen 18 und 25°. Alle prä- und postoperativen Beckenübersichtsaufnahmen wurden in der eigenen Klinik angefertigt. Hierauf wurden der LCE, der acetabulare Index (AI), der AWI und der PWI durch 2 Untersucher gemessen. Es wurden folgende Typen unterschieden: anteriore (AWI < 0,30, PWI > 0,80), posteriore (AWI > 0,30, PWI < 0,80) und laterale Dysplasie (AWI > 0,30, PWI > 0,80). Korrelationen wurden analysiert mittels Intraclass-Koeffizienten (ICC, intra- und interobserver Korrelation für LCE, AI, AWI und PWI) sowie nach Bravais-Pearson.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Eingeschlossen wurden 192 Fälle, hiervon waren 33 anterior dysplastisch (17,2 %), 43 posterior (22,4 %) und 116 lateral (60,4 %). Mittelwerte und Range der gemessenen Parameter nach Dreifacher Beckenosteotomie: anterior dysplastisch: LCE 30,6° (24-38°), AI 1° (-8 -11°), AWI 0,32 (0,17-0,56), PWI 1,03 (0,84-1,26); posterior dysplastisch: LCE 29,9° (24-36°), AI 1,5° (-4-10°), AWI 0,38 (0,16-0,68), PWI 0,95 (0,73-1,15); lateral dysplastisch: LCE 30,5° (25-39°), AI 0,7° (-12-13°), AWI 0,36 (0,18-0,59), PWI 1,03 (0,79-1,32); intra- und interobserver Korrelationsanalyse der Parameter: gute bis exzellente Werte. Die Korrelationsanalyse zwischen den prä- und postoperativen radiologischen Parametern zeigte eine signifikante Korrelation für die Parameter LCE und AI beim lateral und anterior dysplastischen Typ.

Von den anhand des LCE als grenzwertig beschriebenen Acetabula zeigten ca. 40% ein erhebliches anteriores oder posteriores Überdachungsdefizit. Dies relativiert den Terminus „grenzwertige“ Dysplasie. In den untersuchten Patientengruppen konnten nach Dreifacher Beckenosteotomie im Mittel jeweils physiologische radiologische Parameter erreicht werden. Die Korrelationsanalyse zeigte jedoch, dass beim lateral und anterior dysplastischen Typ präoperativ eher hohe Werte für den LCE und eher niedrige Werte für den AI mit postoperativ hohen, bzw. niedrigen Werten einhergingen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer differenzierten und dosierten acetabulären Korrektur speziell bei diesem Patientengut, um eine ungünstige Überkorrektur zu vermeiden.