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Implantat- und Extremitätenüberleben nach plastischer Deckung mittels Gastrocnemiusschwenklappen bei Weichteildefekt und periprothetischer KTEP Infektion
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
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Fragestellung: Infektkontrolle und Extremitätenerhalt sind eine große Herausforderung bei infizierter Knieendoprothese und begleitendem Weichteildefekt, insbesondere bei wiederkehrenden Revisionen. Der Gastrocnemiusschwenklappen zusätzlich zum Prothesenwechsel stellt eine mögliche Therapieoption dar, wobei nur wenige Studien klinische und infektiologische Ergebnisse bisher untersucht haben. Ziel der Studie ist die Erhebung des infektfreien Implantatüberlebens und der Wahrscheinlichkeit des Extremitätenerhaltes.
Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Datenbankanalyse konnten monozentrisch 45 Gastrocnemiusschwenklappenplastiken bei KTEP Infektionen zwischen 2006 und 2019 identifiziert werden. Patienten mit aseptischen Revisionen oder Tumorpatienten wurden ausgeschlossen. Das mediane Alter betrug 75 Jahre (IQR 25-75% Interquartilsrange (IQR) 58 - 79) und es sind bereits im Median zwei infektbedingte vorherige Wechseloperationen am selben Kniegelenk erfolgt (IQR 1 - 4). Das mediane Follow-up liegt bei 45 (IQR 24-71) Monate. Das Mindestfollow-up für überlebende Patienten lag bei 18 Monaten. 87% (39/45) erhielten einen medialen Gastrocnemiusschwenklappen, und 13% (6/45) einen lateralen.
Zur Funktionsnachuntersuchung wurde der Oxford Knee Score (min. 0 - max. 48) erhoben. Das Implantat- und Extremitätenüberleben wurde mittels Kaplan-Meier Analysen untersucht und unter Angabe der 95% Konfidenzintervalle (95% KI) mittels log-rank Test verglichen. Parametrische und non-parametrische Tests wurden abhängig von der Datenverteilung verwendet.Das Signifikanzniveau wurde auf p<0,05 festgelegt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das infektfreie Implantatüberleben betrug 73% (95% KI 60 -86) nach zwei Jahren und 66% (95% KI 51%-81%) nach fünf Jahren mit 33% (15/45) Reinfektionen oder persistierenden Infektionen nach einem medianen Zeitraum von 3 Monaten.
Es kam zu keinen Nekrosen des Lappens selbst.
24% (11/45) Patienten wurden trotz Weichteildeckung und Streckapparatrekonstruktion mittels Arthrodeseimplantat versorgt, 4 Patienten haben sich bei zweizeitigem Wechsel keiner Reimplantation unterzogen.
Der häufigste nachgewiesene Erreger waren koagulase-negative Staphylokokken in 42% der Patienten (19/45). Polymikrobielle Infektionen lagen in 27% der Fälle vor (12/45).
Mit den vorliegenden Fallzahlen zeigte sich kein Unterschied in der Reinfektionswahrscheinlichkeit mit Hinblick auf patientenseitige, operative oder mikrobiologische Risikofaktoren.
Die Extremitätenüberlebenswahrscheinlichkeit betrug 82% (95% KI 70%-95%) zum letzten follow-up und 16% der Patienten (7/45) wurden nach im Mittel 16 Monaten amputiert.
Der Oxford Knee Score lag im Mittel bei 23 (IQR 14 - 29). Es konnte kein Risikofaktor für eine schlechtere Funktion mit den vorhandenen Daten ermittelt werden.
Der Gastrocnemiusschwenklappen stellt bei Patienten mit Knieprotheseninfektion eine adäquate Versorgungsoption dar. Auch wenn die Reinfektionsrate in diesem Patientenkollektiv erhöht ist, lässt sich eine funktionsfähige Extremität in der Regel erhalten.