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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Geringer diagnostischer Wert von Blut-Laborparametern hinsichtlich der Persistenz periprothetischer Infektionen vor Replantation im Rahmen eines zweizeitigen Wechsels

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Alexander Bumberger - Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Wien, Austria
  • Constantin Cik - Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Wien, Austria
  • Reinhard Windhager - Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Wien, Austria
  • Irene Katharina Sigmund - Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Wien, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB12-161

doi: 10.3205/22dkou011, urn:nbn:de:0183-22dkou0118

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Bumberger et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bei einem relevanten Anteil an Patienten kommt es nach zweizeitigem Wechsel zur Behandlung einer periprothetischen Infektion (PJI) zu einer Infektions-Persistenz. Es sind aktuell keine verlässlichen diagnostischen Parameter verfügbar, um eine persistierende Infektion vor der Replantation auszuschließen. In diesem Zusammenhang bleibt der diagnostische Wert von Blut-Parametern umstritten. Ziel dieser Studie war es daher, den diagnostischen Wert von gängigen präoperativen Blut-Laborparametern zu analysieren.

Methodik: Es wurden retrospektiv die Daten von Patienten erhoben, welche sich im Zeitraum zwischen Januar 2015 und Oktober 2020 einem zweizeitigem Prothesenwechsel an einem tertiären Orthopädie-Referenzzentrum, aufgrund einer periprothetischen Infektion unterzogen. Präoperative Blut-Laborparameter (Serum C-reaktives Protein (CRP), Leukozyten (WBC), Fibrinogen) sowie Befunde des intraoperativen Gefrierschnitts, der Mikrobiologie und der Histologie im Rahmen der Replantation wurden erhoben. Infektions-Persistenz wurde als das Vorliegen zumindest einer positiven Gewebekultur, oder positiven Sonikation, oder positiven Histologie definiert. Die diagnostische Performance der präoperativen Parameter hinsichtlich der Vorhersage einer Infektions-Persistenz wurde mittels Receiver Operating Characteristics (ROC) Analyse und Fläche unter der ROC-Kurve (AUC) beurteilt. Die Cut-Offs der besten diagnostischen Performance wurden über den Youden-Index bestimmt. Sensitivität, Spezifität, positiver prädiktiver Wert (PPV) und negativer prädiktiver Wert (NPV) wurden entsprechend berechnet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 111 Patienten mit einem mittleren Alter von 68.98 (SD = 12.07) Jahren und einem medianen ASA score von 3, mit PJI des Hüft (36.04%) - oder Kniegelenks (63.96%) eingeschlossen. Die AUC von CRP, WBC und Fibrinogen betrug 0.527 (95% CI [0.403, 0.651]), 0.555 (95% CI [0.427, 0.682]) bzw. 0.465 (95% CI [0.337, 0.592]). Die optimalen Grenzwerte der untersuchten Parameter waren 7.2 mg/L, 8.76 G/L bzw. 505 mg/dL. Die Sensitivitäten lagen bei 56.7%, 33.3% bzw. 16.7%; die Spezifitäten bei 54.1%, 84.2% bzw. 90.7%, für CRP, WBC bzw. Fibrinogen. WBC hatte den höchsten NPV mit 76.2%, gefolgt von CRP mit 75.5% und Fibrinogen mit 73.1%.

Im Vergleich zu den Grenzwerten von Serum CRP, WBC und Fibrinogen vor Explantation, wurden hier niedrigere Werte vor Replantation beobachtet. Insgesamt wiesen alle drei Parameter eine schlechte diagnostische Genauigkeit hinsichtlich des Ausschlusses einer persistierenden Infektion auf, weshalb diese nicht zur zeitlichen Planung der Replantation herangezogen werden sollten.