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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Veränderung der Versorgungszeiten von Alterstraumapatienten durch Etablierung eines Alterstraumazentrums an einer Universitätsklinik

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Philipp Sandhaus - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Manfred Gogol - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Stephan Sehmisch - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Christian Macke - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Emmanouil Liodakis - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB11-1216

doi: 10.3205/22dkou007, urn:nbn:de:0183-22dkou0077

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Sandhaus et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Alterstraumapatienten stellen eine große Gruppe unfallchirurgischer Patienten dar. Seit dem Sommer 2018 wurde in der Klinik für Unfallchirurgie der MHH ein Alterstraumazentrum (ATZ) aufgebaut, das 2020 von der DGU zertifiziert wurde. Die Einrichtung eines ATZ zielt darauf ab multiprofessionell und multidimensional die Behandlungsabläufe auf die besonderen Bedürfnisse und Probleme älterer Patienten auszurichten. Wesentliches Merkmal der ATZ-Etablierung war die Einstellung eines für diesen Bereich verantwortlichen Unfallchirurgen und eines Geriaters. Wir untersuchten die Hypothese, ob die Einführung eines ATZ zu Veränderungen in den zentralen Prozessen der operativen Versorgung am Beispiel der proximalen Femurfraktur (PFF) führte.

Methodik: Wir untersuchten retrospektiv die Versorgungszeiten von Patienten mit PFF der Jahre 2017-2019. Als Variablen wählten wir die Verweildauer in der ZNA, die Zeit bis zum Operationsbeginn (ZNA-Aufnahme bis Schnitt) und die Operationsdauer. Alle Variablen waren im Krankenhausinformationssystem hinterlegt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Vom 1.1.2017 bis 31.12.2019 wurden 667 Patienten mit der Indexdiagnose aufgenommen, davon 445 Frauen und 222 Männer. Das mittl. Alter der Frauen war mit 80,9±11,2 signifikant höher als das der Männer mit 74,2±15 Jahren (p=0,0000). Die mittlere Zeit der Kohorte in der ZNA betrug 314±175 Minuten (Frauen 318±182, Männer 307±160, p=0,43). Die mittlere Zeit bis zum Schnitt betrug 1803±1856 Minuten (Frauen 1777±1626, Männer 1855±2249, p=0,61). Die mittlere OP-Dauer betrug 79±57 Minuten (Frauen 74±40 und Männer 88+79, p=0,0037).

Tabelle 1 [Tab. 1]

Der geschlechtsspezifische signifikante Unterschied für die OP-Dauer bestand nur in 2017 (p=0,0073), aber nicht in 2018 (p=0,0789) und 2019 (p=0,6123). Die Zeitdauer bis zur Operation der Kohorten 2017 und 2018 unterschieden sich nicht (p=0,968). Der Vergleich der Kohorte 2019 mit 2017 (p=0,025) und 2019 mit 2018 (p=0,028) zeigte dagegen eine signifikante Abnahme der Zeit bis zur operativen Versorgung, während die anderen untersuchten Parameter sich nicht signifikant veränderten.

Die Etablierung eines ATZ und damit die einhergehende Veränderung von Abläufen führte zu einer signifikanten Verkürzung der Zeit von Aufnahme bis zur Operation, während sich die anderen untersuchten Variablen nicht veränderten. Dies war im Wesentlichen dem Umstand geschuldet, dass der Patientengruppe mit PFF eine entsprechende Priorisierung in der operativen Versorgung eingeräumt wurde, um iatrogene Risikofaktoren durch eine protrahierte operative Versorgung und eine verlängerte stationäre Verweildauer zu reduzieren.