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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Stellenwert der Sondersprechstunden im Reha-Management der Unfallversicherungsträger

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Matthias Rindermann - BG Unfallklinik Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Germany
  • Sebastian Benner - BG Unfallklinik Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Germany
  • Reinhard Hoffmann - BG Unfallklinik Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Germany
  • Christoph Reimertz - BG Unfallklinik Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB77-777

doi: 10.3205/19dkou694, urn:nbn:de:0183-19dkou6948

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Rindermann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Nach einer schweren BG-lichen Verletzung und einer zu erwartenden Arbeitsunfähigkeitsdauer (AU) von mindestens 112 Tagen erfolgt der Einschluss des Patienten in das Reha-Management der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Aus dieser Gruppe werden komplizierte und protrahierte Heilverläufe (HV) für die Sondersprechstunde durch die Unfallversicherungsträger (UVT) selektiert.

Ziel unserer Studie war es, die Inhalte der Sondersprechstunden der BGU Frankfurt/Main zu analysieren und empirisch nachzuweisen, ob diese zu einer relevanten Veränderung des HV führen.

Methodik: Es erfolgte eine prospektive Erhebung der Sondersprechstunden der BGU Frankfurt/Main vom 15.1. - 15.4.2017. Nach Einverständnis des Patienten wurde vom behandelnden Arzt ein Fragebogen ausgefüllt. Validiert wurden u.a. die Schwere der Verletzung analog des Verletzungsartenverzeichnisses, die Dauer des HV und der AU. Darüber hinaus wurden die im Rahmen der Sondersprechstunde erforderlichen Untersuchungen und Konsile dokumentiert. Ergänzend wurden Änderungen oder der Abbruch des HV dokumentiert und die AU-Prognose eingeschätzt. Für die Studie lag ein positives Ethikvotum der Landesärztkammer Hessen, der DGUV sowie die Genehmigung aller UVT vor.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Vom 15.01. - 15.04.2017 wurden 451 Fragebögen vollständig erfasst und ausgewertet. Hiervon waren 51% Erstvorstellungen. Die Verletzungsschwere gliederte sich in 36% DAV, 45% VAV und 19% SAV Fälle. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit betrug zum Zeitpunkt der Erstvorstellung bei 3% unter einem Monat, bei 39% über 3 Monate. 49% der Patienten wurden erst nach über 6 Monaten AU vorgestellt. In 52% wurde eine Spezialabteilung hinzugezogen, 20% der Patienten erhielten ein CT oder MRT. Eine sozialmedizinische Aufklärung erfolgte in 74% der Fälle. Bei 57% wurde eine Änderung des HV eingeleitet.

Obwohl die meisten Patienten erst nach längerer AU vorgestellt werden, erfolgt in den Sondersprechstunden in 57% eine richtungsweisende Änderung des HV. In Zukunft ist eine frühere Identifikation der Patienten zur Aufnahme in das Reha-Management erforderlich. Analog zum TraumaNetzwerk DGU® wäre eine aktive Steuerung der Schwerverletzten nach Beendigung der Akutversorgung sinnvoll. Die Etablierung eines Trauma-Reha-Netzwerkes würde gewährleisten, dass der Patient analog der Verletzungsschwere einer phasengerechten Rehabilitation zugeleitet wird.

Die Sondersprechstunden sind eine Win-Win-Situation für den Patienten und das Reha-Management: Sie können zu einer früheren Teilhabe der Versicherten führen und Kosten reduzieren. Die persönliche medizinische und sozialmedizinische Betreuung durch den Reha-Berater der UVT und einen qualifizierten Arzt stellt ein Alleinstellungsmerkmal im Sozialgesetzbuch VII dar.