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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Lohnt sich Rehabilitation nach Hüft- und Knieendoprothese?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Kim Glapa - Institut für Rehabilitationsforschung, Klinik Münsterland, Bad Rothenfelde, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB77-505

doi: 10.3205/19dkou690, urn:nbn:de:0183-19dkou6900

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Glapa.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die medizinische Rehabilitation nach Gelenkersatz besitzt aktuell noch keinerlei durch eine Fachgesellschaft erarbeiteten Rahmenbedingungen. Bei wachsendem Kostendruck wird die Rehabilitation so wie sie derzeit besteht täglich hinterfragt. Ziel dieser Arbeit war es die Wirksamkeit der aktuellen medizinischen Rehabilitation nach Hüft- und Knie-Totalendoprothese zu überprüfen und ggf. Verbesserungspotential aufzuzeigen.

Methodik: Die Studie wurde im Rahmen einer Promotionsarbeit erstellt und besteht aus einer retrospektiven Datenanalyse der wohl aktuell größten Kohorte mit Rehabilitationsergebnissen von 8.496 Patienten mit Hüft- und Knie-TEP aus den Jahren 2008-2014. Hier wurden unizentral Anfangs- und Endwerte des Staffelstein-Scores erfasst und deskriptiv statistisch aufgearbeitet. Die Daten wurde auf ihre Vollständigkeit überprüft. Ausreißer wurden anhand vorher festgelegter Kriterien aus der Studie ausgeschlossen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Auswertung der Datensätze von 8.496 Patienten zeigte einen signifikant positiven Effekt der medizinischen Rehabilitation auf den Heilungsprozess der Patienten (K-TEP: p=0,03; H-TEP: p=0,03). Zudem wurde festgestellt, dass der Entlassungsstatus aus Akutkrankenhäuser bei 72,5% der Patienten nach Knie-TEP-Implantation den Mindestanforderungen für eine Rehabilitation (z.B. Flexion >=90°) nicht genügt. In Anlehnung an die REDIA-Studien wurden zusätzlich die Anfangswerte des Staffelstein-Scores bei allen Patienten ausgewertet.

Tabelle 1 [Tab. 1]

Tabelle 2 [Tab. 2]

Der Trend zur Verschlechterung des Zustands bei Antritt der Rehabilitation setzt sich also fort.

Die hier untersuchte, wohl größte Kohorte an Rehabilitanden nach Endoprothese zeigt: Ja, Rehabilitation lohnt sich. Die aus ihr hervorgehenden Ergebnisse bestätigen die positive Wirkung der medizinischen Rehabilitation nach Hüft- und Kniegelenksersatz, dennoch werden Ergebnisse und negative Trends aufgezeigt, die eine Anpassung der Rehabilitation in der Zukunft nötig machen. Ein Behandlungsloch zwischen Entlassung aus dem Akutkrankenhaus und Beginn der Rehabilitation sollte vermieden werden. Knie-TEP-Patienten benötigen noch immer eine intensivere und individuell angepasste medizinische Nachbehandlung. Vor allem in der Schmerztherapie scheint es aktuell keine Fortschritte zu geben. Ein Standard bei Entlassung von Patienten aus dem Akutkrankenhaus nach Implantation einer Gelenkendoprothese sollte offiziell erarbeitet und schriftlich festgehalten werden. Die medizinische Rehabilitation muss sich genau wie andere Bereiche auf den demografischen Wandel einstellen und sich hier weiterentwickeln. Der Zustand der Patienten mit Arthrose prä- und postoperativ wird mit dem fortgeschrittenen Alter eine Herausforderung für die Rehabilitationseinrichtungen. Leitlinien würden sich positiv auf die Rehabilitation auswirken. Aus der klinischen Erfahrung aus anderen Bereichen würden sie zur Qualitätssicherung der Vorgänge beitragen.