gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Das Berliner Notfallsieb

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Vanessa Lembke - Charité Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Detlef Cwojdzinski - Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Berlin, Germany
  • Fritz Klein - Charité Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Lena Nonnen - Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Berlin, Germany
  • Jens Neudecker - Charité Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Berlin, Germany
  • Maxim Nebrig - Charité Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Berlin, Germany
  • Sven Märdian - Charité Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB76-979

doi: 10.3205/19dkou689, urn:nbn:de:0183-19dkou6891

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Lembke et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Der Terroranschlag am Berliner Breitscheidplatz verdeutlichte, dass Vorsorge für einen Massenfall von Verletzten (MANV) unbedingt notwendig ist. Daraufhin wurden die Ressourcen von Krankenhäusern in Berlin im Rahmen von 3 Krankenhausvollübungen im Jahr 2017 detailliert protokolliert. Hier zeigte sich, dass OP-Instrumentarien ein relevanter Mangel sind. Darauf basierend wurde das Ziel definiert, ein Notfallsieb zu konzipieren, das alle notwendigen Instrumente zur Versorgung eines polytraumatisierten Patienten enthält bei gleichzeitiger Wahrung der Wirtschaftlichkeit, um eine flächendeckende Ausstattung der Berliner Aufnahmekrankenhäuser zu ermöglichen.

Methodik: Aus einer Literaturrecherche zu den häufigsten Verletzungsmustern und operativen Prozeduren, die mit MANV assoziiert waren, wurden die abzudeckenden Notfalleingriffe definiert (Tabelle 1 [Tab. 1]). Ein Expertenteam aus den beteiligten Fachdisziplinen (Gefäß-, Viszeral-, Thorax- und Unfallchirurgie), definierte die Inhalte des Siebes. Hierbei wurde für jeden Schritt der jeweiligen Prozedur die notwendigen Instrumente definiert. In mehreren Iterationen wurden dann doppelte Instrumente entfernt und die Anzahl der Instrumente kritisch diskutiert. Eine weitere Priorität wurde der Mobilität des Sets zugesprochen. 2 Pilot-Notfallsiebe wurden daraufhin in einer Testphase von 6 Monaten in der Polytraumaversorgung in unserer Klinik getestet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 194 Instrumente definiert, welche auf 2 Siebcontainer verteilt werden können. Hierdurch ist eine deutliche Reduktion der notwendigen OP-Siebe im Vergleich zur bisherigen Notfallversorgung von polytraumatisierten Patienten erreicht. Weiterhin wurde für Einmalmaterialien (z. B. Linear-Stapler) eine zusätzliche Liste ergänzt, die nach individuellen Erfordernissen der jeweiligen Kliniken angepasst werden kann. Die Testphase ergab ein durchweg positives Feedback seitens der Operateure aber auch der OP-Schwestern.

Es ist gelungen ein Notfall-Set zu definieren, welches die Erfordernisse für Notfalleingriffe an einem individuellen Patienten erfüllt. Durch die Einführung dieses spezialisierten OP-Siebes werden die in der Klinik vorgehaltenen Standardsiebe im MANV Fall deutlich entlastet, was eine Verbesserung der vorhandenen Ressourcen darstellt. Gleichsam kann das Set im Routinebetrieb eingesetzt werden, sodass der ökonomische Aspekt einer solchen Investition nicht außer Betracht gelassen wird. Das Land Berlin unterstützt das Projekt, sodass im Lauf 2019 die an der Akutversorgung teilnehmenden Kliniken in Berlin mit diesem OP-Set ausgestattet werden.