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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Prospektiv, randomisierter Vergleich der konventionellen vs. videolaryngoskopischen Intubation in der Luftrettung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christian Macke - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Felix Gralla - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Marcel Winkelmann - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Jan-Dierk Clausen - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Marco Haertle - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Christian Krettek - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Mohamed Omar - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgie, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB76-573

doi: 10.3205/19dkou685, urn:nbn:de:0183-19dkou6852

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Macke et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die endotracheale Intubation (ITN) durch direkte Laryngoskopie (CL) ist der Goldstandard der Atemwegssicherung, bei Problemen kann diese ggf. durch Video-Laryngoskopie (VL) durchgeführt werden. Während in der klinischen Situation die ITN meist unter geregelten Bedingungen ablaufen kann, ergeben sich für die Präklinik gewisse Besonderheiten. Patienten sind hier grundsätzlich als nicht nüchtern anzusehen, zudem kann häufig keine längerfristige Maskenbeatmung mit Präoxygenierung durchgeführt werden. Dadurch verkürzt sich die Dauer, die dem Arzt für die Intubation zur Verfügung steht. Zudem sind patientenspezifische Risikofaktoren häufig unbekannt. Ein mögliches Hilfsmittel, welches in innerklinischen Studien einen signifikanten Vorteil für die Darstellung der Glottisebene und die Anzahl der Versuche zeigen konnte, ist die VL. Trotz dieses Wissens besitzen viele Rettungsmittel aktuell noch keine VL. Ziel der Studie war der monozentrische, prospektive, randomisierte Vergleich der CL und VL hinsichtlich Anzahl und Zeit der Versuche, die Visualisierung der Glottisebene und die Evaluation des zu erwartenden schwierigen Atemwegs.

Methodik: Durch vor Ort Randomisierung mit Hilfe zweier in undurchsichtigen Umschlägen verpackter, standardisierter Erfassungsbögen wurden über einen Zeitraum von 19 Monaten sämtliche Intubationen bei Erwachsenen (>17 Jahre) durch ein nicht anästhesiologisch besetztes Luftrettungsmittel erfasst und ausgewertet. Eine vorherige Poweranalyse zeigte eine notwendige Patientenzahl von n=152 (76 vs 76), Ethikantrag genehmigt. Videolaryngoskop C-MAC der Firma Storz. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS 24 (IBM).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Beide Gruppen waren hinsichtlich ihrer Indikationen, Intubationsorte, oder zu erwartendem schwierigen Atemweges (definiert durch ITN bei liegendem Stiffneck, Mittelgesichtstrauma, limitierte Mundöffnung, Aspiration/Blutung, Inhalationstrauma, sitzende Position) gleich verteilt. Jedoch war dieser mit 49% sehr häufig und deutlich mehr als erwartet.

Es zeigten sich ferner keine signifikanten Unterschiede ob die ITN durch einen erfahrenen/unerfahrenen Arzt (>200 vs <200 ITN) durchgeführt wurde für alle Parameter.

Eine ITN gelang bei VL vs CL im ersten Versuch signifikant häufiger (95% vs 82%; p=0,01) und im Mittel tendentiell 3 Sekunden schneller (17,3 +/- 10,0s vs 20,3 +/- 10,5s; p=0,079). Der POGO-Score (percentage of glottis opening) war mit 86% vs 62% im Mittel signifikant besser in der VL Gruppe (p=0,001), ebenso die Cormack & Lehane Klassifikation (1,5 vs 2,0; p=0,004).

Wir konnten in dieser Studie einen signifikanten Vorteil der präklinischen Videolaryngoskopie im Hinblick auf ITN beim ersten Versuch und Darstellung der Glottisebene zeigen, dies unabhängig von der Erfahrung des Arztes. Ferner zeigte sich auch eine Tendenz zu einem zeitlichen Vorteil der VL vs CL. Vor dem Hintergrund des sehr häufigen schwierigen Atemwegs in unserem Patientenkollektiv empfehlen wir die Videolaryngoskopie als primäre präklinische Vorgehensweise.