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„Quod licet Chefarzt...“: Der Einfluss der Hierarchie auf die tägliche medizinische Arbeit am Beispiel Orthopädie und Unfallchirurgie
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Veröffentlicht: | 22. Oktober 2019 |
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Fragestellung: Insbesondere chirurgische Abteilungen stehen im Ruf, überkommene hierarchische Strukturen zu pflegen. Es wird vermutet, dass eine steile Hierarchie das Risiko für medizinische Fehler erhöhen kann; Hierarchie und Arbeitsatmosphäre haben wesentlichen Anteil am Human Factor, der im medizinischen Bereich für 70% der vermeidbaren Zwischenfälle verantwortlich ist. Ziel der Studie ist eine Statuserhebung unter Ärzten jedweden Ausbildungsstandes bezüglich Arbeitsatmosphäre und hierarchischer Strukturen in O&U.
Methodik: Ein Fragebogen mit 10 Fragen zu Hierarchie und Arbeitsatmosphäre wurde digital an die Mitglieder der DGOU versendet. Die Ergebnisse wurden elektronisch, anonym und freiwillig übermittelt. Die deskriptive statistische Auswertung erfolgte mittels Excel und SPSS. Das statistische Signifikanzniveau wurde auf p<0.05 definiert.
Ergebnisse: Insgesamt haben 799 Teilnehmer den Fragebogen vollständig ausgefüllt (172 Assistenzärzte, 110 Fachärzte, 217 Oberärzte, 170 Chefärzte und 99 Niedergelassene). Die meisten Teilnehmer arbeiteten an kommunalen Häusern (22,4 %). An der Universitätsklinik arbeiteten 16,4% der Befragten und an BG-Kliniken 8,5%.
Chefärzte und Niedergelassene bewerteten das Arbeitsklima an ihrem Arbeitsplatz motivierender, herzlicher, wertschätzender und rücksichtsvoller als die anderen Gruppen (jeweils p<0,05). Fachärzte dagegen beurteilten das Arbeitsklima signifikant negativer als Oberärzte, Chefärzte und Niedergelassene (jeweils p<0,05) (Tabelle 1 [Tab. 1]).
Ober- und Chefärzte beurteilten die aktuell an ihrem Arbeitsplatz vorherrschende Hierarchie eher als „auf Augenhöhe", womit sie sich signifikant von Fach- und Assistenzärzten unterschieden, die die Hierarchie steiler einschätzten (Abbildung 1 [Abb. 1]).
Allen Gruppen war gemein, dass sie sich eine Hierarchie eher, aber nicht gänzlich, auf Augenhöhe wünschten. Alle Gruppen maßen der Arbeitsplatzatmosphäre großen Einfluss auf die Qualität der täglichen Arbeit bei.
Schlussfolgerung: Es ist bekannt, dass hierarchische Differenzierung ein Team leistungsfähiger machen kann, während eine zu starre Hierarchie zu Fehlern führen kann. Zwar scheinen die hierarchischen Strukturen in O&U weniger ausgeprägt zu sein als angenommen, Hierarchie hat jedoch erheblichen Einfluss auf das tägliche Arbeiten. Spätestens wenn die vorherrschende Hierarchie im Krankenhaus zum zusätzlichen Glied in einer Fehlerkette und damit zum Sicherheitsrisiko für den Patienten wird, besteht Handlungsbedarf. Für eine sicherheitsorientierte Medizin wird es immer wichtiger sein, hierarchische Strukturen in den Kliniken zu definieren und als Teil einer gelebten Sicherheitskultur im Sinne bestmöglicher Effizienz nutzbar zu machen.