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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Sanierungskonzept für die chronische posttraumatische Femurosteomyelitis: Wechselmarknagelung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Julia Greipel - BG-Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Matthias Militz - BG-Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Fabian M. Stuby - BG-Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Simon Hackl - BG-Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB74-1079

doi: 10.3205/19dkou675, urn:nbn:de:0183-19dkou6755

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Greipel et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die chronische Femurosteomyelitis ist eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation nach Femurfrakturen. Dies gilt besonders aufgrund der anatomischen und mechanischen Begebenheiten mit großem Weichteilmantel. Verfügbare Stabilisierungsverfahren wie Fixateur externe oder Orthesen sind oft insuffizient. Zur Infektberuhigung ist jedoch die Defektstabilisierung während des chirurgischen Sanierungsprozesses zwingend notwendig. Zielsetzung der Arbeit war daher die Evaluation des Konzeptes einer Interims-Stabilisierung mit unbeschichteten Wechselmarknägeln während des Etappendébridements (ETD).

Methodik: In einer retrospektiven Analyse wurden alle Patienten (Pat.) mit posttraumatischer, chronischer Femurosteomyelitis von 2003 bis 2015 erfasst, bei denen währen des ETD die Stabilisierung des Femurs solitär mit wiederholtem Marknagelwechsel erfolgte. Sie wurden hinsichtlich Keimspektrum, Anzahl der Marknagelwechsel, Erfolgsquote und funktionellem Ergebnis unter Einbeziehung der „Lower Extremity Functional Scale“ (LEFS) ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei insgesamt 38 Pat. (Alter 47,6 Jahre; BMI 28,3 kg/m2; ASA 1,9) wurde das beschriebene Therapiekonzept der Femurosteomyelitis angewandt, wobei die Zeitspanne zwischen Unfall und Beginn der Wechselmarknagelung im Mittel 6,8 Monate betrug. Der Osteomyelitisherd lag in 14 Fällen per- und subtrochantär, in 21 diaphysär und in 3 Fällen distal am Femur. 19 der Verletzungen waren initial offene Frakturen. In 50% der Fälle ergaben die intraoperativen Gewebsproben eine bakterielle Mischflora aus 2,6 Bakterien. In 85% der Fälle konnten grampositive Keime mit u. a. koagulase-negativen Staphylokokken (44%) und Staphylococcus aureus (18%) nachgewiesen werden. Nach einer mittleren stationären Behandlungsdauer von 8,6 Wochen und 4,2 Marknagelwechseln erfolgte nach 30 Monaten eine Nachuntersuchung hinsichtlich des Langzeitergebnisses. Bei 26 Pat. (68%) konnte eine vollständige Infektberuhigung und Vollbelastung ohne zwischenzeitliches Rezidiv erzielt werden, einhergehend mit einem guten funktionellen Ergebnis, welches sich im LEFS mit 54,9 Punkte (Maximum bei Beschwerdefreiheit: 80 Punkte) widerspiegelte. Bei 4 Pat. war bei Infektrezidiv bzw. ausbleibender -beruhigung die Anlage einer Dauerfistel und bei 5 die Oberschenkelamputation notwendig. 3 Pat. waren zum Zeitpunkt der letzten Nachuntersuchung verstorben. Eine statistische Korrelation zwischen Anzahl der Marknagelwechsel und Rezidivwahrscheinlichkeit konnte nicht hergestellt werden. Durch die während des ETD wechselnde, jedoch kontinuierliche Femurmarknagelosteosynthese konnte in über 2/3 der Fälle eine Infektberuhigung und während des Sanierungsprozesses eine suffiziente Stabilisierung der Defektzone erzielt werden. Auch unter Berücksichtigung des für dieses schwere Krankheitsbild guten funktionellen Ergebnisses erscheint das Konzept der Wechselmarknagelung ein vielversprechender Therapieansatz in der Behandlung chronischer Femurosteomyelitiden zu sein.