gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Verbesserung der Händehygienecompliance während des Wundverbandswechsels in der Orthopädie/Unfallchirurgie durch ein Prozessanalyse-basiertes, gezieltes Schulungskonzept

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Robin Otchwemah - Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Institut für Hygiene, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie u. Sporttraumatologie, Lehrstuhl der Privaten Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • Meike Strybos - Institut für Hygiene Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinikum der Privaten Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • Benedikt Marche - Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinikum Köln-Merheim, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie u. Sporttraumatologie, Lehrstuhl der Privaten Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • Regine Galante - Institut für Hygiene Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinikum der Privaten Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • Selda Akca - Institut für Pflegewissenschaften,Universität Freiburg, Freiburg, Germany
  • Jan Hoffmann - Institut für Hygiene Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinikum der Privaten Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • Bertil Bouillon - Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinikum Köln-Merheim, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie u. Sporttraumatologie, Lehrstuhl der Privaten Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • Frauke Mattner - Institut für Hygiene Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinikum der Privaten Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB74-1122

doi: 10.3205/19dkou671, urn:nbn:de:0183-19dkou6711

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Otchwemah et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Postoperative Wundinfektionen gehören zu den häufigsten nosokomialen Infektionen, sind belastend für die betroffenen Patienten und verursachen erhebliche Kosten. Der Wundverbandswechsel (WVW) stellt eine Übertragungsgelegenheit für auslösende Bakterien dar. Im Rahmen des vom Bundesgesundheitsministerium geförderten Projektes „HygArzt“ (ZMVI1-2516FSB111) kam ein Prozessanalyse- basiertes, gezieltes Schulungskonzept zur Verbesserung der Händehygienecompliance beim WVW zum Einsatz. Die Hypothese war, dass hierdurch eine Erhöhung des Anteils der indikationsgerechten Händedesinfektionen zu erreichen ist.

Methodik: Es wurde eine prospektive Interventionsstudie durchgeführt. Basierend auf den aktuellen Empfehlungen wurde ein Best Practice Modell (BPM) der Händedesinfektion (HD) während des WVW erarbeitet. Mithilfe einer Checkliste erfolgten anschließend WVW Beobachtungen von Ärzten durch geschultes Personal auf den orthopädisch- unfallchirurgischen Stationen eines Krankenhauses der Maximalversorgung, um die Compliance zum BPM im klinischen Alltag zu messen und mögliche Schwachpunkte zu identifizieren (Baseline- Messung: März bis September 2018). Ausgehend von den generierten Ergebnissen wurde ein gezieltes Schulungskonzept zur Vermittlung eines optimierten WVW- Prozesses erstellt, die notwendigen Utensilien (z.B. Desinfektionsmittelspender und Verbandsmülleimer direkt am Patientenbett) eingeführt und die zuvor beobachteten Ärzte durch den hygienebeauftragten Arzt der Abteilung entsprechend geschult (Oktober und November 2018). Danach erfolgten erneute Compliance- Beobachtungen zur Erfolgskontrolle (November und Dezember 2018). Zur Signifikanztestung der HD-Compliance vor und nach Intervention fand der Chi2 Test Anwendung.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Während der Baseline- Messung konnten 337 WVW mit 1011 Indikationen zur HD beobachtet werden. Mit 80% bestand die höchste Compliance bei der HD nach WVW. Vor Beginn des WVW erfolgte in 59% der Fälle eine Händedesinfektion. Zwischen der unreinen (Entfernen des anliegenden Verbandes) und reinen (Reinigen der Wunde und Anlegen des frischen Verbandes) Phase zeigte sich mit einer Compliance von 42% das größte Verbesserungspotential. Nach Prozessoptimierung und Schulungen konnten 63 WVW mit 189 Indikationen beobachtet werden. Die Compliance- Raten stiegen signifikant auf 96% vor WVW (relatives Risiko (RR)= 1.64; p< 0,01), 79% zwischen reiner und unreiner Phase (RR= 1,49; p< 0,01) und 96% nach WVW (RR= 1,20; p< 0,01).

Durch eine Prozessanalyse und Optimierung ist in Verbindung mit einem gezielten Schulungskonzept eine deutliche Verbesserung der Händehygienecompliance bei WVW in der Orthopädie/Unfallchirurgie möglich. Das dargestellte Vorgehen kann möglicherweise auf andere hygienerelevante Tätigkeiten übertragen werden. Der Nachweis der Nachhaltigkeit der erreichten Verbesserungen steht allerdings noch aus.