gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Morphologische muskuläre und tendinöse Adaptionen nach Achillessehnenrupturen: eine prospektive MRT-Analyse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Tobias Gehlen - Charité Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Serafeim Tsitsilonis - Charité Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Alper Kurtoglu - Charité Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Sebastian Manegold - Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Fuß- und Sprunggelenkschirurgie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB73-1391

doi: 10.3205/19dkou668, urn:nbn:de:0183-19dkou6682

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Gehlen et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Nach einer Achillessehnenruptur können funktionelle Defizite auf der operierten Seite bis zu 14 Jahren nachweisbar sein. Die Gründe dafür bleiben weiterhin unklar. Die vorliegende Studie ist die erste, die prospektiv mittels repetitiver MRT-Untersuchungen die Dynamik der muskulotendinösen Adaptationen über ein Jahr prä- und postoperativ untersucht.

Methodik: Insgesamt wurden 28 Patienten (27 Männer, Alter: 38 ± 8,9) mit Achillessehnenruptur und anschließender perkutaner Naht prospektiv eingeschlossen. Die Patienten haben prä- und postoperativ standardisierte 3 Tesla MRT-Untersuchungen bekommen (prä-op, 6 Wochen, 6/12 Monate post-op) (Sehnenlänge, Muskelvolumina, Muskelverfettung). Beim ersten MRT wurde zusätzlich die Sehnenlänge der Gegenseite als Referenzwert bestimmt. Bei jeder Nachuntersuchung erfolgte die Erhebung von PROM's (ATRS, Hannover Score, Tegner Score), sowie die klinische Untersuchung mit Messung des Wadenumfangs (verletzte u. gesunde Seite) und der Heel Rise Height.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Ein Jahr postoperativ zeigte sich eine Sehnenverlängerung der betroffenen Seite von 1,2cm (Range:4,4cm). Zwischen der 6. Woche und dem 6. Monat verlängerte sich die Sehne signifikant um 1,1 ± 0,8cm (p< 0,001). Der Wadenumfang nahm signifikant 1 Jahr post-op um 1,6 ± 1,3 cm ab. Der größte Umfangsverlust wurde in der ersten 6 Wochen beobachtet. Eine Umfangsdifferenz >2cm führte zu einem signifikant niedrigerem Hannover-Score (p<0,001). Sowohl die Muskelvolumina als auch der Verfettungsgrad des M gastrocnemius medialis, lateralis und des M. soleus veränderten sich signifikant im Jahres-Follow-up. Der M. soleus zeigte bei der Verfettung den größten prozentualen Anteil (p<0,001). Zwischen 6 und 12 Monaten zeigte sich keine signifikante Änderung. Beim Gastroc. lat. zeigte sich nur in den ersten 6 Wochen ein signifikanter Unterschied (p<0,001). Beim ATRS (78,6 ± 13,9) und beim Hannover-Score (80,1 ± 6) zeigten die Probanden ein gutes Ergebnis. Der Tegner-Score fiel signifikant schlechter nach einem Jahr im Vergleich zum Score vor der OP aus (p<0,008). Der Heel Rise Height korrelierte stark negativ mit der Verfettung der beiden Köpfe des M. gastrocnemius und positiv mit dem Wadenumfang und Muskelvolumen nach 12 Monaten. Die Sehnenlänge korrelierte negativ mit dem Tegner Score und der funktionellen VAS.

Die vorliegende Studie ist die erste, die prospektiv anhand repetitiver MRT-Untersuchungen eine homogene Population nach perkutaner Naht über mehrere Zeitpunkte untersucht. Es zeigten sich signifikante muskulotendinöse strukturelle Veränderungen, die mit dem klinischen und funktionellen Outcome korrelieren. Der größte Muskelverlust und die größte Verfettung findet die ersten 6 Wochen statt; die größte Sehnenverlängerung jedoch zwischen 6. Woche und 6. Monat. Neue Nachbehandlungsschemata, die die Problematik adressieren, wären von großer klinischer Bedeutung.