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Wechsel der unikondylären Schlittenprothese auf ein bikondyläres Implantat: Es handelt sich nicht um einen trivialen Eingriff!
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Veröffentlicht: | 22. Oktober 2019 |
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Fragestellung: Die Implantation einer unikondylären Schlittenprothese (UNI) stellt bei unikompartimenteller Gonarthrose eine Alternative zur Implantation einer bikondylären Oberflächenersatzprothese (TEP) dar, mit z.T. sehr guten funktionellen Ergebnissen. Allerdings zeigen vor allem Registerdaten, dass UNIs im Vergleich zu TEPs kürzere Standzeiten aufweisen. In diesem Zusammenhang wird von einigen Chirurgen immer wieder angeführt, dass eine Konversion von UNI zu TEP technisch einfach zu bewerkstelligen sei. Neuere Untersuchungen lassen jedoch vermuten, dass sowohl Funktion als auch Re-Revisionsraten nach Wechsel von UNI auf TEP ähnlich sind wie die nach Wechsel von TEP auf TEP. Die vorliegende Studie untersucht deshalb klinische Ergebnisse und Implantatüberleben nach Wechsel von UNI auf TEP.
Methodik: In den letzten 10 Jahren wurden an unserer Klinik 75 Patienten von UNI auf TEP gewechselt. Im Rahmen einer retrospektiven Studie konnten bisher prospektiv erhobene Datensätze von 57 Patienten ausgewertet werden. Das durchschnittliche Follow-up betrug 69,9 Monate (10-130). Erhoben wurde die visuelle Analogskala (VAS) und der Oxford-Knee-Score (OKS). Zudem erfolgten eine Analyse der Re-Revisionsgründe sowie die Bestimmung des Implantatüberlebens nach Kaplan-Meier. Ein positives Ethikvotum der zuständigen Universität lag vor. Der Evidenzgrad der Studie ist mit III zu bewerten.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es zeigte sich eine signifikante Verbesserung des Schmerzempfindens durch den Wechsel mit einem VAS präop. von durchschnittlich 6,9 auf postop. 4,1 (p<0,001). Das funktionelle Ergebnis gemessen im OKS verbesserte sich von 20,4 präop. auf 30,1 postop. (p<0,001). Das Implantatüberleben nach Wechsel von UNI auf TEP betrug nach 5 Jahren 92% (95% CI: 82-97%) und nach 10 Jahren 86% (95% CI: 69-93%). In unserem Patientengut waren die häufigsten Gründe für eine Konversion von UNI auf TEP die aseptische Lockerung und eine ligamentäre Instabilität. 53 von 57 Pat. konnten bei der Konversion mittels CS-/CR- oder PS-Prothesendesign versorgt werden, in 4 Fällen wurde auf ein gekoppeltes Implantat gewechselt. In 45,6% der Fälle musste ein tibialer Stem verwendet werden, in 24,6% erfolgte eine tibiale Spongiosaplastik, in 19,3% ein tibialer autologer Knochenaufbau. Bei 3 Patienten waren tibiale Metallaugmente zur Rekonstruktion notwendig.
Zusammenfassend konnten wir ähnliche wie in der Literatur bereits beschriebene Re-Revisionsraten nach Wechsel von UNI auf TEP feststellen mit einem zufriedenstellenden Implantatüberleben. Dabei gleichen die Re-Revisionsraten unserer Studie denen der Wechsel von TEP auf TEP in der Literatur. Das funktionelle Ergebnis im OKS zeigte eine signifikante Verbesserung im Verlauf und entspricht insgesamt dem funktionellen Ergebnis wie nach Konversion von TEP zu TEP. Der Wechsel von UNI auf TEP bleibt daher ein chirurgisch anspruchsvolles Verfahren, bei dem der Chirurg mit dem gesamten Spektrum der Wechselendoprothetik zur Erzielung eines guten funktionellen Ergebnisses vertraut sein sollte.