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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Molekulares Muster und Dichte von Axonen im langen Kopf der Bicepssehne sowie im superioren Labrum und ihr potentieller klinischer Einfluss

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sandra Bösmüller - AUVA Traumazetrum Wien Meidling, Wien, Austria
  • Roland Blumer - MUW, Zentrum für Anatomie und Zellbiologie, Wien, Austria
  • Bernhard Gesslbauer - MUW, Chirurgie, Abt. für Plast. und Rekonstruktive Chirurgie, Wien, Austria
  • Lena Hirtler - MUW, Zentrum für Anatomie und Zellbiologie, Wien, Austria
  • Michael Hexel - AUVA Traumazetrum Wien Meidling, Wien, Austria
  • Christian Fialka - AUVA Traumazentrum Wien Meidling, Sigmund Freud Universität Wien, Wien, Austria
  • Rainer Mittermayr - AUVA Traumazentrum Wien Meidling, LBI für Experimentelle und Klinische Traumatologie, Wien, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB71-150

doi: 10.3205/19dkou651, urn:nbn:de:0183-19dkou6510

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Bösmüller et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Rekonstruktion des Bicepssehnenankers ist eine der Therapieoptionen für die Typ II superior labrum anterior to posterior (SLAP)-Läsion bei jungen und sportlich ambitionierten Patienten. Bei Überkopfsportlern sind die klinischen Ergebnisse und Return-to-sport-Raten jedoch weniger zufriedenstellend und Patienten klagen über eine verlängerte Schmerzperiode nach der Operation. Die Gründe für diese Tatsache sind bis dato noch nicht bekannt und man weiß wenig über das molekulare Muster des Bicepssehnenankers, wo die Nähte für die SLAP-Rekonstruktion platziert werden.

Methodik: Der lange Kopf der Bicepssehne (LBS) inklusive superiorem Labrum wurde intraoperativ im Rahmen der Implantation von inversen Schulterprothesen bei Omarthrose oder nicht rekonstruierbaren Oberarmkopffrakturen entnommen. Die Präparate wurden für 24 Stunden in Formaldehyd fixiert und anschließend in Pufferlösung umgebettet. Die immunhistochemische Färbung wurde an den Gefrierschnitten mittels verschiedener Antikörper für unterschiedliche Nervenqualitäten durchgeführt. Als allgemeine Marker für Axone wurden Neurofilament (NF) sowie Proteine gene product (PGP) 9.5 und als Marker für die nozizeptive Übertragung calcitonin gene related peptide (CGRP) sowie Substanz P verwendet. Die Quantifizierung (StrataQuest; TissueGnostics GmbH) erfolgte anhand der beiden Regions of Interest (ROI), welche das antero-superiore (ROI I) und das postero-superiore (ROI II) Labrum repräsentieren.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Elf LBS mit einem mittleren Alter von 73 Jahren (Spanne: 66 - 87 Jahren) wurden intraoperativ entnommen. Es waren drei männliche und acht weibliche Präparate, wobei sechs LBS in einer Omarthrose- und fünf LBS in einer Fraktur-Situation entnommen wurden. In allen Präparaten konnte unabhängig von Alter, Geschlecht und Ausgangssituation eine inhomogene Verteilung von Axonen im anterioren und posterioren superioren Labrum mit hohen inter-individuellen Variationen gefunden werden. Es zeigte sich in der ROI I eine signifikant höhere absolute Zahl (p<0.01) als auch Dichte (p<0.001) von Axonen verglichen mit der ROI II. Die Dichte an NF-positiven Zellen war im antero-superioren Labrum 1.5-fach höher als im postero-superioren Labrum. Die Färbung mittels CGRP und Substanz P war kräftig und deckte sich mit den Färbungen der allgemeinen Marker.

Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Bicepssehnenanker eine stark innervierte Region ist, welcher verschiedene Nervenqualitäten bei hohen inter-individuellen Unterschieden beinhaltet. Das vordere Labrum weist eine höhere absolute Zahl und Dichte von Axonen verglichen zum hinteren Labrum auf. Das könnte eine mögliche Erklärung für die verlängerte Schmerzphase nach Rekonstruktion der SLAP-Läsion mittels Nahtankern bei anteriorer Ankerplatzierung sein und muss in klinischen Studien evaluiert werden.