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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Verletzungen im Klettersport bei Kindern und Jugendlichen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Volker Schöffl - Sportorthopädie, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Klinikum Bamberg, Bamberg, Germany
  • Christoph Lutter - Sozialstiftung Bamberg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sektion Sportorthopädie, Sporttraumatologie, Sportmedizin, Bamberg, Germany
  • Michael Simon - Sozialstiftung Bamberg, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sektion Sportorthopädie, Sporttraumatologie, Sportmedizin, Bamberg, Germany
  • Gareth Jones - School of Clinical and Applied Sciences, Becketts University, Leeds, United Kingdom
  • Isabelle Schöffl - Department of Pediatric Cardiology, Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nuremberg, Erlangen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB69-50

doi: 10.3205/19dkou632, urn:nbn:de:0183-19dkou6323

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Schöffl et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Mit der Aufnahme von Sportklettern in das Olympische Programm von Tokyo 2020 wird es zu einer weiteren Zunahme an Trainings- und Belastungsintensität kommen. Zusätzlich wird sich das Durchschnittsalter der Spitzensportler weiterhin verjüngen. Während Daten zu Verletzungen und Überlastungen bei erwachsenen Kletterern ausreichend vorliegen ist die Datenlage für Jugendliche und vor allem Kinder sehr gering.

Methodik: Über eine „Pubmed“ Abfrage wurden über 250 Veröffentlichungen zu dem Themenkomplex Kletterverletzungen und jugendliche Kletterer herausgesucht und als Metaanalyse evaluiert. Jugendliche Kletterer wurden als jünger als 18 Jahre definiert. Die Graduierung der Verletzungsschwere erfolgte mittels dem UIAA Score. Das Verletzungsrisiko wurde pro 1000 Stunden Sportausübung evaluiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Zwei Studien geben Daten zur Verletzungsevidenz. Woollings et al. untersuchten 116 jugendliche Kletterer und fanden eine Inzidenz von 4,44 Verletzungen pro 1000 h Sportausübung, welche etwas höher als diejenige bei Erwachsenen ist. Schöffl et al. fanden in einer Analyse von 555337 Eintritten in Indoorkletteranlagen dass 6 von 22 Verletzungen welche eine akute ärztliche Versorgung benötigten, Kinder und Jugendliche betrafen. Dies ist insofern überraschend, da bei einer Gesamtverletzungsrate von 0,02/1000 h Sportausübung jugendliche Kletterer (Altersdurchschnitt 13,7 y) 27% aller Verletzungen aufwiesen. Die am häufigsten betroffene anatomische Regionen waren bei Wollings et al. Fingerverletzungen (21%), Schulterverletzungen (15%) sowie Knie- (9%) und Sprunggelenksverletzungen (9%). Dies deckt sich mit den Ergebnissen von Schöffl et al. und Schlegel et al. Die Zahl an Epiphysenverletzungen nimmt dabei deutlich zu (Schöffl et al.). Die meisten Verletzungen waren Überlastungen (69,2%), seltener akute Traumata (30,8%) (Schöffl et al.). Alle Studien zu jugendlichen und kindlichen Kletterern fanden in den analysierten Verletzungen nur UIAA Grad I bis II und keine höherwertigen Verletzungen. Die meisten Verletzungen waren Verstauchungen, Zerrungen und Frakturen. Die Tenosynovitis der Finger war, analog zu Erwachsenen, dabei die häufigste Überlastungsreaktion. In der Analyse der Risikofaktoren konnten Woollings et al. zeigen das jugendliche Kletterer ein höheres Risiko als Kinder hatten. Es zeigte sich kein Zusammenhang zwischen Verletzungsrisiko und Kletterniveau, Körpergröße- oder gewicht.

Auch wenn die Verletzungsrate und -schwere bei kindlichen und jugendlichen Klettern gering ist wird mit einer weiteren Zunahme im Rahmen der Professionalisierung der Sportart gerechnet. Wichtige Daten zu Prophylaxe und Prävention fehlen noch. Gerade epiphysäre Verletzungen der Wachstumszonen an den Fingern und die Frage der Entstehung einer Fingerarthrose müssen weiter prospektiv evaluiert werden.