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Einfluss kardiovaskulärer Risikofaktoren auf die degenerativen thorako-lumbalen Wirbelsäulenveränderungen – Ergebnisse der KORA MRT Studie
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Veröffentlicht: | 22. Oktober 2019 |
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Fragestellung: Chronische Rückenschmerzen, mit einer Prävalenz von etwa 10%, sind ein weit verbreitetes Problem. Häufig ist die genaue Ursache unklar, wobei ein muskuläres Defizit der Rückenstrecker, degenerative Veränderungen der Wirbelkörper, sowie Verschleißerscheinungen der Bandscheiben bis hin zur Protrusion eine erhebliche Ursache spielen. Neueste Studien haben gezeigt, dass eine Bandscheibendegeneration durch eine reduzierte Blutversorgung z.B. im Rahmen einer Arteriosklerose oder eines Gefäßverschlusses, welche wiederum maßgeblich durch kardiovaskuläre Risikofaktoren beeinflusst werden, ursächlich sein kann.
Ziel dieser Studie war es, den Einfluss von kardiovaskulären Risikofaktoren auf degenerative thorako-lumbale Wirbelsäulenveränderungen in einer gesunden Normalbevölkerungskohorte zu analysieren.
Methodik: In einer prospektiven Kohorten Analyse wurden freiwillige Probanden anhand eines standardisierten Studienprotokolls klinisch untersucht und befragt. Zudem erhielten sie eine Ganzkörper-Magnetresonanztomographie mit einer T2-SSFSE und einer dual-echo Dixon Sequenz. Die vorliegenden Datensätze wurden durch zwei unabhängige Personen ausgewertet. Beurteilt wurden die degenerativen Bandscheibenveränderungen mittels Pfirrmann-Klassifikation (Grad >2: deutlich degenerative Veränderungen) im Bereich der thorako-lumbalen Wirbelsäule sowie das Vorliegen von Bandscheibenprotrusionen und -prolapsen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 385 der 400 eingeschlossenen Patientendatensätze (Durchschnittsalter: 56.3 ± 9.2 Jahre, 42.8% weiblich) ausgewertet werden. Die Prävalenz für degenerative Veränderungen der thorako-lumbalen Wirbelsäule betrug 76.4% (Thorakale Degeneration der Wirbelsäule: 40.8%; Lumbale Degeneration der Wirbelsäule: 68.1%). Die Prävalenz für Bandscheibenprotrusionen bzw. -prolapse betrug 37,4% bzw. 27.8%. Alter (p<0.001) und BMI (p<0.05) zeigten sich in der univariaten und multivariaten Analyse als unabhängige Risikofaktoren für degenerative Wirbelsäulenveränderungen. Arterielle Hypertonie, HDL, LDL und Triglyceride hingegen hatten keinen signifikanten Einfluss auf die thorakolumbale Wirbelsäulendegeneration. Jedoch beeinflusst die Arterielle Hypertonie das Risiko für Bandscheibenprotrusionen (p<0.05) signifikant. Diabetes mellitus wirkt sich negativ auf degenerative Veränderungen der Wirbelsäule im Bereich Th7/8 und L3/4 aus, während kein Zusammenhang mit Bandscheibenprotrusionen oder -prolapsen gefunden wurde. Ein Einfluss von Rauchen und Alkoholkonsum auf die Wirbelsäulendegeneration konnte nicht nachgewiesen werden. Alter und BMI sind unabhängige Risikofaktoren für degenerative Veränderungen der thorako-lumbalen Wirbelsäule. Eine Assoziation zwischen Diabetes mellitus und thorako-lumbalen Wirbelsäulendegenerationen konnte auf Höhe der Segmente Th7/8 und L3/4 festgestellt werden, während die Arterielle Hypertonie in Abhängigkeit der Analysemethode einen Risikofaktor für Bandscheibenprotrusionen darstellt.