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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Erregeridentifikation und symptomorientierte Therapie der Spondylodiszitis – Eine Retrospektive Analyse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Moritz Kolster - Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Berlin, Germany
  • Denis Gümbel - Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Berlin, Germany
  • Axel Ekkernkamp - Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Berlin, Germany
  • Nikolai Spranger - Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB67-1157

doi: 10.3205/19dkou622, urn:nbn:de:0183-19dkou6220

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Kolster et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Behandlung der Spondylodiszitis ist oft langwierig und stellt eine interdiszipläre Herausforderung dar. Unspezifische Symptome erschweren die zeitgerechte Diagnosestellung und komplikativen Verläufe sind nicht selten mit neurologischen Ausfällen und Sepsis. Die optimale Behandlungsstrategie wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Ziel ist die stabilitätserhaltende Sanierung der Infektion.

In dieser retrospektiven Studie wird ein krankenhausinterner Standard zur Behandlung der Spondylodiszitis anhand der Diagnostik, der Therapieindikationsstellung sowie des Nebenerkrankungsprofils der erkrankten Patienten untersucht. Ziel der retrospektiven Analyse ist es, den diagnostischen und therapeutischen Ablauf zu optimieren und ein Erkrankungs- und Patientenprofil zu erstellen, was die Entscheidung zwischen konservativer und operativer Therapie erleichtert. Interessant ist diese Thematik auch bezüglich der im Winter zu erwartenden Leitlinie Spondylodiszitis.

Methodik: Es handelt sich um eine monozentrische retrospektive Studie. Eingeschlossen wurden insgesamt 42 Patienten (21m, 21f) mit der Diagnose Spondylodiszitis (HWS 7,3%, BWS 23,6%, LWS 69,1%) die im Zeitraum von 2015 bis 2017 an einem überregionalen Traumazentrum behandelt wurden. Ausgeschlossen wurden Patienten mit intraspinalem Abszess und/oder neurologisches Ausfällen. Die Behandlung erfolgte anhand eines hausinternen Behandlungspfades.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 72.4±9.3 Jahre (52 - 92 J.). Nebenerkrankungen wurden mit dem Charlson-Index erfasst (Durchschnittswert: 4,9) Die standardisierte Aufnahmediagnostik (Urinstatus, Blutentnahme, Blutkulturen, Röntgen, CT, MRT total spine, Echokardiographie) zeigt, dass die Identifikation eines klaren Infektfokus nur in ca. der Hälfte der Fälle (48,1%) möglich war. In diesen Fällen dominierten urologische Infekte (42,3%). Ein Erregernachweis gelang nur in in 15% der Fälle und bestätigte das Überwiegen von Staph. Aureus (66,6%; weitere: Propioni spp.). Alle Fälle wurden mit einem Antibiosestandard behandelt und nur bei Beschwerdepersistenz, MRT-morphologischer Befundzunahme oder neuem Abszess der operativen Therapie zugeführt. Eine Ruhigstellung erfolgte nicht. Eine Konversion von konservativer zu operativer Behandlung erfolgte in 4 Fällen (10,8%). Die Studie unterstreicht bisherige Ergebnisse bezüglich des Patientenprofils und der ursächlichen Erreger. Neu ist, dass trotz umfangreicher Diagnostik nur selten der Infektfokus identifiziert werden kann und auch bei fortgeschrittenen Befunden die konservative Therapie ohne Ruhigstellung erfolgsversprechend ist. In 89,2% der Fälle war eine konservative Behandlung erfolgreich. Es sollte ein Diagnostikstandard entwickelt werden, der die Fokussuche erleichtert und ggf. die Erregeridentifikation zulässt. Die konservative Therapie ist aus unserer Sicht - ausgenommen bei neurologischen Ausfällen - zu bevorzugen, da sie eine hohe Erfolgsrate aufweist.