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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Zementparavasate nach Augmentation von Pedikelschrauben

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Axel Prokop - Kliniken Sindelfingen, Klinikverbund Südwest, Unfallchirurgie, Sindelfingen, Germany
  • Marc Chmielnicki - Klinikverbund Südwest, Unfallchirurgie, Sindelfingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB67-20

doi: 10.3205/19dkou618, urn:nbn:de:0183-19dkou6180

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Prokop et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Mit zementaugmentierten Pedikelschrauben kann die Festigkeit von Fixateuren bei instabilen Wirbelfrakturen im Alter erhöht werden. Die Fixateure können minimal invasiv und schnell eingebracht werden und verringern das Operationsrisiko.

Häufig kam es aber zu venösen Paravasaten durch Zementabflüsse aus den augmentierten Wirbeln bis hin zur Lungenembolie. Meist bleiben diese Embolien asymptomatisch.

Methodik: Wir haben von März 2012 bis Juli 2018 75 Patienten mit instabilen Wirbelfrakturen mit einem perkutanen augmentierten Fixateur versorgt. Das Durchschnittsalter betrug 77 Jahre.

Kein Patient verstarb im Beobachtungszeitraum von 6 Monaten. Neurologische Ausfälle traten nicht auf. Die Schmerzen konnten von im Mittel 8,5 Punkten auf der VAS auf 4,1 Punkte postoperativ gesenkt werden. Durch die Operation konnte der Cobb Winkel von um im Mittel 4,1° verbessert werden.

Ergebnisse: In 38 Fällen haben wir im konventionellen Röntgenbild bei den nicht frakturierten augmentierten Wirbeln venöse asymptomatische Paravasate in die Lumbalvenen und die Hohlvene gesehen. Bei den nur augmentierten, aber ebenfalls osteoporotischen Wirbeln ist das Spongiosagebälk rarifiziert und erleichtert somit den ungehinderten Abfluß in die paravertebralen Venen. Darüber hinaus wird durch den Lumensprung der dickeren Zementapplikatoren im Vergleich zu dem kleineren Innendurchmesser der Schrauben ein erhöhter Druck bei der Injektion des Zements aufgebaut. Der von uns genutzte Applikator der Firma Medtronic weist einen Innendurchmesser von 2,9 mm auf, während der Schraubeninnendruchmesser einer 5,5 mm polyaxialen Pedikelschraube nur 1,6 mm beträgt und damit knapp 45 % kleiner ist.

In einem Fall kam es unmittelbar nach der Zementapplikation aufgrund von Lungenembolien zur Reanimationspflicht. Der Patient überlebte aufgrund der sofort durchgeführten intensivmedizinischen Maßnahmen.

Seit 2018 erhöhen wir unmittelbar vor der Zementgabe den Beatmungsdruck auf einen PEP von 10-15cm Hg und haben deutlich weniger Paravasate gesehen.

Schlussfolgerung: Das Risiko ist in der Literatur wenig bekannt und bislang unterschätzt trotz steigender Operationszahl mit augmentierten Fixateuren. Eine Reduzierung des Risikos ist durch langsame Zementinjektion, kleinere Zementapplikatoren und kurzfristiger Überdruckbeatmung mit PEEP möglich.