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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Neue AO-Klassifikation Upper Cervical Spine im Vergleich mit den etablierten Klassifikationssystemen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Bernd Bader - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Stefan Hauck - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Thomas Weiß - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Jörg Neufang - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Oliver Gonschorek - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB66-1124

doi: 10.3205/19dkou605, urn:nbn:de:0183-19dkou6057

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Bader et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die bisherigen Klassifikationen an der oberen HWS (Anderson u. Montesanto für okzipitale Kondylenfrakturen, Gehweiler für Atlasfrakturen, Anderson u. D'Alonzo für Axisfrakturen, Effendi für traumatische Spondylolisthesen) sind sehr differenziert und umfassend und ermöglichen eine exakte anatomische Beschreibung der jeweiligen Verletzung unter Einbeziehung der Verletzungsmechanik. Hierfür ist eine detaillierte Kenntnis der einzelnen Klassifikationssysteme erforderlich. Mit der neu implementierten AO Upper Cervical Spine Klassifikation wurde ein modernes, pragmatisches Klassifikationssystem etabliert, welches eine Vereinfachung der Klassifizierung zwischen Unfallchirurgen, Orthopäden und Neurochirurgen weltweit erreichen möchte. Inwieweit diese Vereinfachung für den Chirurgen in der Indikationsstellung operativ vs. konservativ hilfreich ist oder ob möglicherweise eine Anpassung der neuen AO-Klassifikation zu diskutieren ist, bildet die Kernfrage dieser Arbeit.

Methodik: Retrospektive Analyse von 80 oberen HWS-Verletzungen mit CT- und/oder MRT-Diagnostik, welche 4 Unfallchirurgen und Orthopäden mit mehrjähriger Erfahrung in der Wirbelsäulenchirurgie vorgelegt wurden. Anhand der Bildgebung erfolgte die Klassifikation der Verletzungen nach den bisherigen Klassifikationen und nach der neuen AO Upper Cervical Spine. Zusätzlich sollte ein Handlungsalgorithmus abgeleitet werden. Es wird untersucht, ob sich daraus Unterschiede, eindeutige Handlungsempfehlungen oder Unsicherheiten ergeben und wie sich die inter- und intra-observer Reliabilität verhält.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 80 Patienten wurden analysiert. Die Einteilung nach den bekannten Klassifikationen zeigte eine relativ gute Übereinstimmung in der exakten Klassifikation sowie den konservativen wie operativen Therapiemaßnahmen. Nach einem anfänglichen Gewöhnungseffekt ließ sich die Einteilung nach der neuen AO Upper Cervical Spine einfach und einheitlich durchführen. Aus der Klassifikation der neuen AO Upper Cervical Spine ergaben sich bei zwei Subtypen (III A und III B) unterschiedliche Therapieempfehlungen.

Das neue AO Upper Cervical Spine Klassifikationssystem führt zu einer Vereinfachung und schnellen Klassifizierung und ist national wie international einheitlich und eindeutig anwendbar. Unsicherheiten verbleiben gerade bei den häufigsten Frakturen an der oberen HWS, den Densfrakturen nach Anderson u. D'Alonzo Typ I-III. Diese werden nach dem neuen System einheitlich unter III Type A geführt. Allerdings bedürfen ausgerechnet diese Verletzungen völlig unterschiedlicher Behandlungskonzepte. Eine Adaptierung dieses Sektors der Klassifikation ist die Empfehlung der Autoren. Vorgeschlagen wird eine Aufspaltung in III Typ A1 (Anderson I und III) und III Typ A2 (Anderson II). Eine weitere Anpassung ist bei III Typ B erforderlich, da sich hier ebenfalls Unsicherheiten hinsichtlich der Therapie ergeben.