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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Kurzschaft-Hüftendoprothetik bei geriatrischen Patienten: ist das sicher? Ergebnisse einer prospektiven Multicenterstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Karl Philipp Kutzner - St. Josefs-Hospital, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Wiesbaden, Germany
  • Georgios Gkagkalis - Hopital du Sacre-Coeur, Universität Montreal, Kanada, Montreal, Canada
  • Patrick Goetti - Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Universität Lausanne, Schweiz, Lausanne, Switzerland
  • Sabine Mai - Vitos Orthopädische Klinik Kassel, Kassel, Germany
  • Ingmar Meinecke - Helios Park-Klinik Leipzig, Leipzig, Germany
  • Naeder Helmy - Bürgerspital Solothurn, Schweiz, Solothurn, Switzerland
  • Dominique Bosson - Hopital Nyon, Nyon, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB62-240

doi: 10.3205/19dkou578, urn:nbn:de:0183-19dkou5783

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Kutzner et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: In der zementfreien Hüftendoprothetik werden Kurzschäfte aufgrund ihrer knochenerhaltenden Philosophie vor allem für junge und aktive Patienten empfohlen. Allerdings könnte die weniger invasive Operationstechnik, welche durch das kurze und meist runde Implantatdesign bedingt ist, Vorteile auch für ältere Patienten bedeuten. Eine kürzere Operationszeit, weniger Weichteiltrauma und weniger Blutverlust sind hierbei nur einige Eigenschaften der Kurzschaftendoprothetik, welche in Hinblick auf ein geriatrisches Patientengut vorteilhaft sein könnten. Auf Grund des kürzeren Designs und des metaphysären Verankerungsmechanismus besteht jedoch auch eine Unsicherheit hinsichtlich der Stabilität, der Osteointegration und periprothetischen Frakturen, insbesondere bei Patienten mit eingeschränkter Knochenqualität.

Ziel der Multicenter-Studie war es, die klinischen und radiologischen Ergebnisse sowie die perioperativen Komplikationen eines kalkar-geführten Kurzschaftes im Vergleich eines jungen (< 60 Jahre, Gruppe A) und eines geriatrischen (>75 Jahre, Gruppe B) Kollektives zu untersuchen.

Methodik: 400 Kurzschäfte wurden im Rahmen einer prospektiven multizentrischen Beobachtungsstudie zwischen 2010 und 2014 mit einem durchschnittlichen Follow-up von 49,2 Monaten den beiden Gruppen zugeteilt und in die Untersuchung eingeschlossen. In beiden Gruppen erfolgte jeweils eine Analyse der klinischen Ergebnisse mittels Harris Hip Score (HHS) und Ruhe-bzw. Belastungsschmerzen sowie Zufriedenheit auf der visuellen Analogskala (VAS), der radiologischen Ergebnisse (Stress-shielding, Kortikalishypertrophie) sowie von perioperativen Komplikationen. Die Revisionsrate und die entsprechenden Gründe wurden in beiden Gruppen dokumentiert und bewertet.

Ergebnisse: Es wurden keine Unterschiede hinsichtlich Ruhe- und Belastungsschmerzen sowie Zufriedenheit auf der VAS festgestellt, während der HHS in Gruppe A naturgemäß leichtgradig besser war. Im Vergleich beider Gruppen zeigten sich keine Unterschiede der radiologischen Parameter. Stress-shielding zeigte sich in 15.1% vs. 13.2% (p=0.75), eine Kortikalishypertrophie war in 5.2% vs. 3.5% auffällig (p=0.59). Während bei jungen Patienten die aseptische Lockerung die Hauptursache für das Implantatversagen war (1.1% vs. 0%; p=0.55), sind bei älteren Patienten vor allem postoperative periprothetische Frakturen durch Sturz als hohes Risiko zu betrachten (0% vs. 2.2%, p=0.04). Insgesamt zeigte sich eine Revisionsrate von 1.1% vs. 2.8% ohne statistische Signifikanz (p=0.24).

Schlussfolgerung: Die vorliegenden kurzfristigen Ergebnisse sind ermutigend für die Verwendung eines zementfreien Kurzschaftes auch bei älteren Patienten. Fortgeschrittenes Alter und möglicherweise verminderte Knochenqualität sollten nicht zwangsläufig als Kontraindikationen für die Kurzschaftendoprothetik betrachtet werden. Unabhängig von der Implantatwahl stellen traumatische Frakturen bei geriatrischen Patienten ein höheres Risiko dar. Langfristige Ergebnisse stehen gegenwärtig noch aus.