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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Multiple Extremitätenverletzungen – doch ein Risikofaktor beim Schwerstverletzten?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Claudius Thiedemann - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Katharina Bosch - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Katharina Angerpointner - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Clara Lang - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Michael Nerlich - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Antonio Ernstberger - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB60-236

doi: 10.3205/19dkou566, urn:nbn:de:0183-19dkou5667

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Thiedemann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Während bei Schwerstverletzten in der Akutsituation Mehrfachverletzungen der Extremitäten wegen des Blutverlusts zu beachten sind, scheinen diese bezüglich der Letalität eine untergeordnete Rolle zu spielen. Ziel der Studie war es, Patienten mit multiplen Extremitätenverletzungen bezüglich Letalität und Komplikationsrate anhand eines neuen Extremitäten-Scores (Extremity Severity Score, ESS), angelehnt an den ISS/NISS, zu evaluieren.

Methodik: Die primäre Datenbank enthielt 1893 Fälle (TR-Einschlusskriterien) eines ÜTZ über einen Erhebungszeitraum von 9 Jahren (2008-2016). Beinhaltet waren die 120 TraumaRegister-Variablen und 330 weitere Variablen. Eingeschlossen wurden primär eingelieferte Patienten mit einem ISS≥16 und einem Alter≥16 Jahre. Ausschlusskriterien waren eine Weiterverlegung und ein fehlender RISC2. Um Patienten mit multiplen Extremitätenverletzungen vergleichbar zu machen, wurde in Anlehnung an den ISS/NISS ein Scoringsystem entwickelt, welches die Schwere der Extremitätenverletzungen pro Patient darstellt: Der Extremity Severity Score (ESS). Der ESS berechnet sich aus der Quadratsumme aller Extremitäten-AIS-Werte. Die Studienpopulation wurde in die Gruppen ESS≥16 und ESS<16 unterteilt. Für die univariaten Analysen wurden der Χ², der Kruskal-Wallis-Test und der T-Test angewandt. Das Signifikanzniveau wurde bei 0,05 angesetzt. Die SMR (Standardisierte Mortalitätsrate) ist die Division der beobachteten Letalität (%) und dem Mittelwert des RISC2.

Ergebnisse: Die Studienpopulation umfasste 889 Fälle. 33,1% (n=294) der Fälle zeigten einen ESS≥16 und 66,9% (n=595) einen ESS<16. Die Tabelle 1 [Tab. 1] zeigt die Demographie. Patienten mit EES ≥16 waren signifikant jünger und hatten einen höheren ISS, aber einen vergleichbaren NISS und RISC2. Aus der Tabelle 2 [Tab. 2] wird ersichtlich, dass bei Patienten mit ESS≥16 Schock, Massentransfusionen, die Rate an Sepsis und die Liegedauern sowohl auf ICU als auch die Gesamtliegedauer signifikant höher/länger waren. Die unadjustierte Letalität zeigte keinen signifikanten Unterschied über die gesamte Studienpopulation, wie auch die SMR. Eine Subgruppenanalyse der jungen Patienten (≤50 Jahre) zeigte ebenso keinen Unterschied für die unadjustierte Letalitätsrate und die SMR.

Schlussfolgerung Die Analyse zeigte, dass das multiple Extremitätentrauma tatsächlich keinen Einfluss auf die Letatlität hatte. Es darf postuliert werden, dass das schwere SHT und Abdominaltrauma in der Studienpopulation bezüglich des Einflusses auf die Letatlität überwogen. Eine multivariate Analyse zur Bestätigung dieser Aussage wird angeschlossen werden. Die sekundären Endpunkte zeigten jedoch, dass Patienten mit multiplen Extremitätentraumata höchst risikoreich für Komplikationen und schwere Verläufe waren und eine sehr differenzierte Therapie benötigten.