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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Zerebrovaskuläre Gefäßverletzungen bei schwerverletzten Kindern – welche Risikofaktoren müssen wir beachten?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christian David Weber - Universitätsklinik und Poliklinik der RWTH Aachen, Medizinische Fakultät, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Rolf Lefering - Private Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der operativen Medizin (IFOM), Köln, Germany
  • Miguel Pishnamaz - Uniklinik RWTH Aachen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Matthias Knobe - Universitätsklinik und Poliklinik der RWTH Aachen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Schwerpunkt Unfallchirurgie, Aachen, Germany
  • Philipp Kobbe - Universitätsklinik und Poliklinik der RWTH Aachen, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Schwerpunkt Unfallchirurgie, Aachen, Germany
  • Frank Hildebrand - Universitätsklinik und Poliklinik der RWTH Aachen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Traumaregister DGU - Private Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der operativen Medizin (IFOM), Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB60-1254

doi: 10.3205/19dkou565, urn:nbn:de:0183-19dkou5651

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Weber et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Zerebrovaskuläre Gefäßverletzungen treten bei rund 1% aller polytraumatisierten Erwachsenen auf und können zur zerebralen Ischämie mit neurologischen Defiziten führen bzw. einen letalen Verlauf begünstigen. Durch eine unmittelbare Diagnosestellung und med. bzw. interventionelle Therapie können Sekundärschäden erfolgreich verhindert werden. Ziel dieser Studie war es, die Häufigkeit bei schwerverletzten Kindern zu eruieren, sowie Risikofaktoren und Komplikationen zu charakterisieren.

Methodik: Nach Freigabe durch das TR-DGU Reviewboard (Projekt ID: 2017-007), erfolgte die Auswertung für den Zeitraum 1/2002 bis 12/2015. Teilnehmende Länder: Deutschland, Österreich, und die Schweiz (D-A-CH) Einschlusskriterien: a) Kinder (Alter 0-17 Jahre); b) MAIS3+. Verletzungsmuster: 1) Arteria carotis; 2) Arteria vertebralis. Die Schwere der Gefäßverletzung wurde anhand der Abbreviated Injury Scale (AIS) charakterisiert. Die stat. Auswertung erfolgte mit SSPS (Vs. 25, IBM Inc., Armonk, NY) und umfasste demographische Daten, CT Bildgebung, die akute bzw. intensivmedizinische Therapie und schwere Komplikationen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es konnten 8,128 traumatisierte Kinder eingeschlossen werden, hierunter befanden sich 48 Halsarterienverletzungen bei 42 Kindern (Gesamtprävalenz 0.5%). Verletzungen der Art. carotis (n=30; 0,4%) wurden häufiger diagnostiziert als Läsionen der Art. vertebralis (n=12; 0.1%). Es bestanden keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich Geschlecht oder Alter. Kinder mit Halsgefäßverletzung zeigten schwerere Begleitverletzungen, ibs. des Kopfes (p=0.028), des Gesichtes (p ≤ 0.001); Thorax (p ≤ 0.001) und der Wirbelsäule (p ≤ 0.001). Die Mehrheit der schwerverletzten Kinder wurde im CCT (85.3% vs. 94.4%, p=0.16) bzw. Ganzkörper-CT evaluiert (64.6% vs. 86.1%, p=0.008). Kinder mit einer zerebrovaskulären Läsion zeigen ein erhöhtes Risiko für thrombo-embolische Komplikationen (1% vs. 8.3%, p=0.026) und eine deutlich erhöhte Mortalität (7.7% vs. 38.1%, p ≤ 0.001) (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Verletzungen der Halsarterien können bei schwerverletzten Patienten jeder Altersgruppe auftreten, werden jedoch bei Kindern seltener als bei Erwachsenen diagnostiziert. Eine zurückhaltende Anwendung der CT-Diagnostik konnte nicht nachgewiesen werden. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um das Management betroffener Kinder zu optimieren.


Literatur

1.
Weber CD, Lefering R, Kobbe P, Horst K, Pishnamaz M, Sellei RM, Hildebrand F, Pape HC; TraumaRegister DGU. Blunt Cerebrovascular Artery Injury and Stroke in Severely Injured Patients: An International Multicenter Analysis. World J Surg. 2018 Jul;42(7):2043-2053. DOI: 10.1007/s00268-017-4408-6 Externer Link
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Bromberg WJ, Collier BC, Diebel LN, Dwyer KM, Holevar MR, Jacobs DG, Kurek SJ, Schreiber MA, Shapiro ML, Vogel TR. Blunt cerebrovascular injury practice management guidelines: the Eastern Association for the Surgery of Trauma. J Trauma. 2010 Feb;68(2):471-7. DOI: 10.1097/TA.0b013e3181cb43da Externer Link
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Biffl WL, Moore EE, Elliott JP, Ray C, Offner PJ, Franciose RJ, Brega KE, Burch JM. The devastating potential of blunt vertebral arterial injuries. Ann Surg. 2000 May;231(5):672-81