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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Beeinflusst eine Hüfttotalendoprothese die Lokalisation einer Insuffizienzfraktur des Beckenrings?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Isabel Graul - Deutsches Zentrum für Orthopädie, Waldklinikum Eisenberg, Eisenberg, Germany
  • Florian Gras - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Jena, Germany
  • Patrick Strube - Deutsches Zentrum für Orthopädie, Waldklinikum Eisenberg, Eisenberg, Germany
  • Alexander Hölzl - Deutsches Zentrum für Orthopädie, Waldklinikum Eisenberg, Eisenberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB56-1371

doi: 10.3205/19dkou534, urn:nbn:de:0183-19dkou5341

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Graul et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die geschätzte Inzidenz der Insuffizienzfraktur des Beckenrings liegt bei 2% und steigt mit zunehmendem Alter der Patienten. Ausschlaggebend für die Entstehung der Insuffizienzfaktur ist die verminderte Stabilität des Knochens. Inwieweit implantierte Hüfttotalendopothesen (HTP) Einfluss auf die Lokalisation einer Insuffizienzfaktur haben ist bisher nicht bekannt und wird in dieser retrospektiven Studie untersucht.

Methodik: Im Zeitraum Januar 2010 bis Dezember 2017 wurden in unserer Klinik 280 Patienten mit Beckenringfakturen stationär behandelt. Aus diesem Kollektiv wurden nun Patienten ohne adäquates Trauma selektiert. In die Studie eingeschlossen wurden nur Patienten bei denen eine komplette Bildgebung mit Röntgen Becken, LWS und CT Becken vorlagen. Bei diesen Patienten wurden die vorderen und hinteren Beckenringfrakturen sowie der Frakturtyp entsprechend der Fragility Fracture of the Pelvis (FFP) - Klassifikation nach Rommens und das Einliegen einer HTP bestimmt. Die Patienten wurden in die Gruppen „ohne HTP“ und „mit HTP“ eingeteilt und die Frakturverteilung in den einzelnen Gruppen verglichen. Die Knochendichte wurde durch Messung der Houndsfieldeinheiten (HU) in LWK 5 im CT bestimmt und verglichen. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das mittlere Alter der 172 (151 weiblich) eingeschlossenen Patienten betrug 80,8 Jahre (range 49-102). Bei 30% (51) der Patienten mit Beckenringfraktur war eine HTP implantiert worden. In der FFP-Klassifikation zeigten Patienten ohne HTP bei 36% (44) der Fälle FFP I, bei 48% (58) FFP II, bei 5% (6) FFP III und bei 11% (13) FFP IV. In der Gruppe mit einliegender HTP verteilten sich die Frakturen zu 35% auf (18) FFP I, zu 35% (18) auf FFP II, zu 4% (2) auf FFP III und zu 26% (13) auf FFP IV. Betrachtet man die Lokalisation der Beckenringfraktur zeigte sich bei Patienten ohne HTP bei 36% (44) eine isolierte vordere, bei 8% (10) eine isolierte hintere und bei 56% (67) eine kombinierte vordere und hintere Beckenringfraktur. Im Kollektiv mit HTP waren die Frakturen bei 35% (18) isoliert vorn, bei 20% (10) hinten und bei 45% (23) vorn und hinten lokalisiert. Im Vergleich zeigte sich insgesamt in der Gruppe mit HTP eine signifikante (p<0,05) Häufung der hinteren Beckenringfrakturen.

Die Knochendichte war ohne signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen (75 vs. 67 HU). Die Häufung der hinteren Beckenringfrakturen in der Gruppe der Patienten mit HTP lässt in dieser Gruppe auf eine erhöhte Belastung des hinteren Beckenrings schließen. Aus diesem Grund sollte bei Patienten mit einliegender HTP und neu aufgetretenen tief lumbalen Schmerzen immer auch an eine Insuffizienzfraktur des hinteren Beckenrings gedacht werden.