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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Versorgung vorderer Beckenringfrakturen mittels retrograder trans-pubischer Schrauben – Retrospektive Analyse von 158 Frakturen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Daniel Wagner - Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Germany
  • Marcus Graafen - Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Germany
  • Alexander Hofmann - Westpfalz-Klinikum GmbH, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie 1, Kaiserslautern, Germany
  • Pol M. Rommens - Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB56-970

doi: 10.3205/19dkou533, urn:nbn:de:0183-19dkou5330

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Wagner et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Vordere Läsionen finden sich in 80% der Patienten mit Beckenringfrakturen. Eine operative Stabilisierung des vorderen Beckenringes erhöht dessen Stabilität um ca 30%. Die minimalinvasive Versorgung mittels retrograder trans-pubischer Schraube ist bisher wenig untersucht. Das Ziel dieser Studie war die Analyse von Komplikations- und Heilungsraten dieser Methode.

Methodik: Die in unserer Klinik zwischen 2003 und 2017 durchgeführten retrograden trans-pubischen Schrauben wurden anhand der Krankengeschichten und Röntgenbildern aufgearbeitet. Unterschieden wurden nach Frakturmechanismus Hochenergieverletzungen von Fragilitätsfrakuren des Beckenss (FFP). Hierbei wurde analysiert: Materiallockerung, Fehllage, Infektion, Hämatome, neurovaskulären Schäden, operative Revision. Pseudarthrose wurde definiert als ausbleibende radiologische Heilung nach >6 Monaten. Kategorielle Daten wurden mit dem Chi-Quadrat-Test verglichen, p<0.05 wurde als statistisch signifikant gewertet.

Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum wurden 158 Schrauben bei 128 Patienten implantiert, hierbei hälftig bei FFP und Hochenergieverletzung. Mittleres Alter 64 +/-21 Jahre, 83 Frauen und 45 Männer. 63% der Schrauben konnten in der supra-acetabulären Region platziert werden. Es kam in 10% zu frühen Implantat-assoziierten Komplikationen (Suboptimale Lage, Infekt, Hämatom), wobei 5% der Schrauben revidiert werden mussten. Neurovaskuläre oder urologische Komplikationen traten nicht auf. Im Verlaufe kam es bei einem durchschnittlichen Follow-up von 58 Wochen zu 9% Lockerungen. Bei Patienten mit >6 Monate Follow-up kam es in 10% der Frakturen zu Pseudarthrosen, diese korrelierten mit lokalem Infekt (p 0.001), Frakturversorgung >6 Monate nach Trauma (p 0.02) und nicht signifikant mit Implantat-Lockerung (p 0.076). Keine Korrelation mit Pseudarthrosen wurde gefunden für das Alter, den Frakturmechanismus oder eine nicht exzellente Reposition. Insgesamt mussten 12.5% der Patienten operativ revidiert werden, hier wurde in 5.1% eine Re-Osteosynthese durchgeführt.

Schlussfolgerung: Die retrograde Schraube hat im Vergleich mit anderen Methoden zur vorderen Beckenringstabilisierung gute Resultate mit kleinerer oder ähnlichen Komplikationsraten. Eine Heilung war unabhängig von dem Frakturmechanismus und Alter, somit ist diese minimal-invasive Methode gut geeignet zur Versorgung von Fragilitätsfrakturen des Beckens im Alter. Da es sich um eine Schienung des Ramus pubis handelt, ist keine perfekte oder offene Reposition notwendig.