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Erste klinische Ergebnisse nach Anwendung eines neuen minimalinvasiven Fixateur interne am vorderen Beckenring bei FFP-Verletzungen
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Veröffentlicht: | 22. Oktober 2019 |
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Fragestellung: Der ventrale Fixateur interne zur Behandlung instabiler Beckenringfrakturen ist ein anerkanntes Stabilisierungsverfahren, auch für die Versorgung von FFP (fragility fractures of the pelvis, Rommens et al.)-Läsionen. Wir haben eine minimalinvasive Fixateur interne-Konstruktion auf Basis einer Drei-Punkt-Abstützung entwickelt, die neben einer ausreichend hohen Osteosynthesestabilität auch durch Verwendung eines neuen Eintrittspunktes am Os ilium die Gefahren neurovaskulärer Komplikationen abwenden soll.
Methodik: Mit einem polyaxiales Schrauben-Stab-System aus der Wirbelsäulenchirurgie erfolgt die minimalinvasive Platzierung der Schrauben im Os ilium beidseits mittels Seldinger-Technik über einen Eintrittspunkt 1,5 cm inferior der Spina iliaca anterior superior. Zusätzlich werden 1 cm lateral der Symphyse entweder eine, wenn möglich beidseitig eine weitere Schraube eingebracht. Anschließend wird ein entsprechend gebogener Längsträger subkutan über die Extenderhülsen eingeführt. Dieser wird abschließend in allen Pedikelschraubenköpfen fixiert. Von 04/2016 bis 11/2017 wurden Daten von insgesamt 80 Patienten mit FFP-Verletzungen prospektiv erfasst und von den ersten 23 mit diesem Fixateur versorgten Patienten die OP-Dauer, intraoperative Durchleuchtungszeit, der intraoperative Blutverlust, das Outcome bezüglich Schmerzen (visuelle Analogskala, VAS), Opioidbedarf, Barthel-Index (systematische Erfassung von Selbständigkeit bzw. Pflegebedürftigkeit), Grad der Mobilität (prä- gegenüber postoperativ) sowie im Follow up die knöcherne Heilung und erreichte Mobilität dokumentiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der ventrale Fixateur wurde 23 mal implantiert (5xisoliert, (4xIIb, 1xIIc)), 18 x in Kombination mit einer additiven Stabilisierung des dorsalen Beckenrings (6xIIIc, 1xIIIc, 10xIVb, 1xIVc). Die durchschnittliche OP-Dauer betrug 67 Minuten (60-104), die durchschnittliche Durchleuchtungszeit 22 Sekunden (14-54) und der intraoperative Blutverlust durchschnittlich 50 ml. Durch die operative Stabilisierung konnte die Schmerzen (VAS) von durchschnittlich 3,5±0,5 (0-9,5) auf 1,4±0,2 (0-3,5), der Opioidbedarf von 95,6% (22/23) auf 73,9% (17/23) gesenkt und der Barthel-Index um durchschnittlich 41,7% verbessert werden. Bei allen Patienten wurde eine zumindest begrenzte Mobilität (5-300 Meter) erreicht. Im Follow up (18/23) konnte bei allen Patienten eine knöcherne Heilung ohne Repositionsverlust nach durchschnittlich 5 Monaten (3-12) nachgewiesen werden. Die Mobilität war zu diesem Zeitpunkt auf durchschnittlich 350 Meter (100-500 Meter) verbessert. An Komplikationen zeigten sich ein Schraubenausriss, eine Nachblutung und eine reversible Irritation des Nervus femoralis nach Schraubenfehlplatzierung.
Die ersten Ergebnisse nach Anwendung dieses neuen Verfahrens im Rahmen des von uns angewendeten Behandlungsalgorithmus bei FFP-Verletzungen zeigen eine risikoarme, suffiziente und minimalinvasive Stabilisierung mit einem ermutigenden klinischen und radiologischen Outcome.