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Mikrozirkulation bei der intraartikulären Kalkaneusfraktur: Können wir Wundheilungsstörungen vorhersagen?
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Veröffentlicht: | 22. Oktober 2019 |
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Fragestellung: Trotz Infektraten von bis zu 20% stellt die offene Reposition über den ausgedehnten lateralen Zugang den Goldstandard in der Behandlung der intraartikulären Kalkaneusfraktur dar. Die Literatur deutet auf eine multifaktorielle Genese von Wundkomplikationen, geprägt von individuellen Patientenfaktoren, aber auch von operationsbedingten Ursachen wie OP-Zeitpunkt oder Blutleere. Eine intakte Mikrozirkulation des Weichgewebes ist dabei unstrittig Voraussetzung für eine komplikationslose Wundheilung. Ziel dieser Pilot-Studie war die Erfassung mikrozirkulatorischer Parameter am Rückfuß bei Patienten mit intraartikulärer Kalkaneusfraktur zur Identifizierung zirkulatorischer Determinanten von Wundheilungsstörungen.
Methodik: Bei 37 Patienten mit intraartikulärer Kalkaneusfraktur (43 Jahre, m/w 31/6, ASA 1.8, BMI 26.8 Kg/m2, Sanders 1 (n=3), Sanders 2 (n=17), Sanders 3 (n=15), Sanders 4 (n=2), li/re 20/17) wurde als prospektive Kohortenstudie in Seitenlage mithilfe eines standardisierten Messplans prä-, intra- und postoperativ (Tag 4, 7 und 11) die lokale Mikrozirkulation am lateralen Rückfuß erfasst (Oxygen To See, Laser-Doppler/Weißlichtspektroskopie, LEA-Medizintechnik, Gießen, Deutschland). Über eine Flachsonde wurde der relative Blutfluss (Flow), der regionale Hämoglobinwert (rHb) sowie die kapillär-venöse Sauerstoffsättigung (SO2) in Gefäßen mit einem maximalen Durchmesser von 100µm an 3 Punkten, im Verlauf des ausgedehnten lateralen Zugangs, in 2mm und 8mm Eindringtiefe gemessen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Rate an Wundheilungsstörungen (persistierende Sekretion, 1 tiefer Infekt) betrug 29.7% (n=11), mit Revision in 4 Fällen (10.8%). Patienten mit späteren Wundheilungsstörungen (Flow 8mm: 49AU vs. 87AU; P=0.025) und Wundrevisionen (Flow 2mm: 6AU vs. 14AU; P<0.001; Flow 8mm: 41AU vs. 80AU; P=0.008) wiesen signifikant geringere Werte bezüglich des präoperativen Blutflusses auf. Die Einnahme von Drogen (n=6) verlängerte die präoperative Verweildauer (22 vs. 11 Tage; P<0.001) und führte zu reduzierten Werten bei der präoperativen Sättigung in 2mm (P=0.011) und 8mm Tiefe (P=0.028). Das Anlegen einer Blutleere (n=23) hatte keinen Einfluss auf die postoperative Mikrozirkulation. Während ein Nikotinabusus Einfluss auf den prä- und postoperativen relativen Hb-Wert in 2mm Tiefe hatte, zeigte eine höhere Frakturschwere (Sanders) reduzierte SO2-Werte in 2mm (Tag 4 und 7) und 8mm Tiefe (Tag 11; P=0.001). Der Einsatz von Knochenersatzstoffen (n=9) war mit einem geringeren Blutfluss in beiden Tiefen an Tag 4, 7 und 11 (P=0.001) verbunden. Das Auftreten von Wundheilungsstörungen war dagegen nicht von demographischen (ASA, Alter, Geschlecht, Frakturschwere, Drogen, Nikotin, Knochenersatz) oder chirurgischen Parametern (Blutleere, OP-Zeit) abhängig.
Die präoperative Messung der Mikrozirkulation kann helfen das Risiko von Wundheilungsstörungen nach operativer Versorgung der intraartikulären Kalkaneusfraktur einzuschätzen. Insbesondere der Blutfluss zeigt dann reduzierte Werte.