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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Intraoperative bakterielle Adhäsionen bei der Verwendung von Nahtankern in der Schulterarthroskopie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Dominik Schorn - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Tim Wiggenhauser - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Georg Gosheger - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Sebastian Klingebiel - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Dimosthenis Andreou - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Franziska Schuler - Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
  • Karsten Becker - Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
  • Carolin Rickert - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB52-219

doi: 10.3205/19dkou499, urn:nbn:de:0183-19dkou4993

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Schorn et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die postoperative Infektion nach Schulterarthroskopie ist eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation. Eine bakterielle Kontamination der Ankerfäden durch intraoperativen Hautkontakt kann hier ein relevanter Faktor sein. In dieser prospektiven Studie soll die intraoperative Kontaminationsrate von zwei verschiedenen Fadenmaterialien (Orthocord DePuy Synthes, Hi-Fi Conmed) vergleichend untersucht werden.

Methodik: Eingeschlossen wurden 30 Patienten mit einer primären arthroskopischen Rotatorenmanschettennaht (n=21) oder Labrumrefixation (n=9). Bei allen Patienten erfolgte eine 3-fache Desinfektion mit Kodan Tinktur forte und steriles Abdecken. Eine „Nullprobe“ vom Fadenmaterial wurde direkt nach Öffnen der Verpackung genommen. Weitere Fadenproben wurden vor dem Verknoten der Hi-Fi Ankerfäden und zeitgleich von einem parallel angelegten Orthocord-Faden, sowie erneut vom Hi-Fi-Faden direkt nach dem Verknoten genommen. Die Fadenproben wurden umfangreich mikrobiologisch mittels kultureller Methodik in Flüssig- und auf Festnährmedien zum Nachweis von aeroben und anaeroben Erregern untersucht. Die Erregeridentifizierung erfolgte mittels MALDI-TOF Massenspektrometrie. Kontingenztabellen wurden mit dem Exakten Test nach Fischer analysiert. Parameterfreie Auswertungen erfolgten mit dem Mann Whitney-U-Test.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 56 (16-81) Jahren. Die durchschnittliche Hautkontaktzeit der Fäden lag bei 16 (8-37) Minuten, die durchschnittliche Dauer zwischen Abschluss der Hautdesinfektion bis Probennahme bei 46 (28-75) Minuten.

Bei 50% (n=15) der Orthocord-Fäden und 37% der Hi-Fi-Fäden (n=11) konnte eine intraoperative bakterielle Kontamination nachgewiesen werden, im Gegensatz zu lediglich 3% (n=1) bei den Nullproben. Die am häufigsten nachgewiesenen Erreger waren Cutibacterium [Propionibacterium] acnes und Staphylococcus epidermidis. Ein signifikanter Unterschied zwischen Kontaminationsrate und Fadentyp lag nicht vor (p=0,11). Für C. [P.] acnes fand sich aber ein signifikant höherer Nachweis auf den Orthocord-Fäden (12/30 vs. 8/30, p=0,038). Signifikante Assoziationen zwischen Hautkontaktzeit (p=0,545), Desinfektionsintervall (p=0,723), BMI (p=0,215) und Art der Operation (p=0,249) mit der Kontaminationsrate waren nicht nachweisbar. Das Knoten der Fäden und Transportieren des Knotens mit dem Knotenschieber war mit einer hoch signifikanten Reduktion der Keimnachweise an den Fäden assoziiert (p=0,004).

Es zeigte sich eine hohe Kontaminationsrate der Ankerfäden. Die nachgewiesenen Erreger sind für postoperative Infektionen am Schultergelenk bekannt, so dass Folgestudien untersuchen sollen, ob durch die Verwendung von Folien oder anderen Desinfektionsmitteln eine Reduktion der Fadenkontaminationsrate und so auch eine Reduktion der Infektionsrate erreicht werden kann.