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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Diagnostische Aussagekraft des Whipple-Tests für eine Supraspinatussehnenläsion im Vergleich zum Jobe-Test (Empty-Can- und Full-Can-Variante)

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Thomas Ackmann - Universitätsklinikum Münster, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Kristian Nikolaus Schneider - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Dominik Schorn - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Carolin Rickert - Universitätsklinikum Münster, Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Georg Gosheger - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Dennis Liem - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB51-33

doi: 10.3205/19dkou488, urn:nbn:de:0183-19dkou4883

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Ackmann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Eine der häufigsten Ursachen für Schulterschmerzen sind Verletzungen der Rotatorenmanschette. Die Inzidenz steigt mit dem Lebensalter (>80 Jahre sind 51% betroffen). Verschiedene klinische Tests zur Diagnostik einer Supraspinatussehnenläsion sind beschrieben. Diese prospektive Singe-Center-Studie vergleicht die Ergebnisse (Sensitivität = Sen., Spezifität = Spe, positive und negative prädiktive Wert) des bisher kaum untersuchten Whipple-Tests (WT) mit dem Jobe-Test (Full-Can- (FC) und Empty-Can-Variante (EC)).

Methodik: Es wurden 61 Patienten (26 Frauen, 35 Männer) untersucht, die unabhängig von dieser Studie, wegen einer RM-Pathologie zur Schulterarthroskopie geplant waren. Ausschlusskriterien waren eine bereits stattgehabte Operation oder adhäsive Capsulitis an der betroffenen Schulter. Präoperativ wurden beide Schultern untersucht (EC, FC und WT). Positiv wurde der Test bei Angabe von Schmerzen und/oder Kraftverlust im Vergleich zur Gegenseite gewertet. Zusätzlich erfolgte eine isometrische Maximalkraftmessung beider Schultern mit dem IsoForceControl® am sitzenden Patienten in: erstens 90° Abduktion und zweitens 90° Anteversion. Aus diesen Daten wurde jeweils der Kraftunterschied zwischen beiden Schultern ermittelt. Befunde der klinischen Untersuchung wurden mit den intraoperativen Befunden der Supraspinatussehne verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 34 rechte und 27 linke erkrankte Schultern wurden untersucht. Für die vollständige und partielle Supraspinatussehnenruptur zeigte sich für den WT eine Sen. von 88,6% bei einer Spe. von 29,4%. Der FC hatte eine Spe. von 75,0% (Sen. 47,1%) und der EC eine Spe. von 58,8% (Sen. 88,6%). Die isometrische Maximalkraftmessung an der betroffenen Schulter zeigte bei Teilnehmern die intraoperativ eine vollständige o. partielle Ruptur der Supraspinatussehne aufwiesen, eine Kraft von 3,1kg (bei 90° Abd.) und 3,0kg (bei 90° Ante.). Auf der Gegenseite wurde eine Kraft von 6,4kg (bei 90° Abd.) und 6,9kg (90° bei Ante.) gemessen. Der größte durchschnittliche Kraftverlust zwischen beiden Seiten zeigte sich für die Gruppe mit intraoperativem Nachweis einer vollständigen Sehnenruptur (4,1kg bei 90° Ante.). Als Schlussfolgerung ergibt sich, dass der WT verglichen mit dem EC und FC weniger spezifisch (29,4%) für Patienten mit vollständiger und partieller Ruptur der Supraspinatussehne ist. Die Sen. ist (88,6%) gleich zum EC und höher als für den FC (75,0%). Aufgrund der niedrigeren Spe. weist der WT ein höheres Risiko für falsch-positive Befunde auf als die beiden anderen Tests. Der größte durchschnittliche Kraftverlust im Vergleich zur gesunden Schulter wurde in der Studiengruppe für die vollständige Supraspinatussehenruptur mit 3,6kg (bei 90° Abd.) und 4,1kg (bei 90° Ante.) gemessen. Hieraus lässt sich schließen, dass der Kraftverlust - neben der Angabe von Schmerzen - ein wichtiges Kriterium für die Interpretation der Tests ist.