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Evaluation des Keimspektrums bei Infektionen nach Weichteilsarkomresektionen im Adduktoren- und Glutealbereich
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Veröffentlicht: | 22. Oktober 2019 |
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Fragestellung: Die operative Versorgung von Weichteilsarkomen, meist im Rahmen multimodaler Therapiekonzepte, ist komplex. Eine der häufigsten Lokalisationen, die Adduktorenloge und Glutealregion, ist ohnehin von der Komplexität der Anatomie der Region geprägt. Hinzu kommt eine perioperative Komplaktionsrate, vor allem tiefe Wundinfekte, mit bis zu 30 % nach Vorbestrahlung. Im klinischen Alltag ist der ungewöhnlich hohe Anteil der gramnegativen Erreger bei Infektionen im Adduktoren- und Glutealbereich Teil der Besonderheit dieser Region. Die routinemäßig durchgeführte perioperative Antibiotikaprophylaxe in einer orthopädischen Klinik deckt dieses Keimspektrum nur unzureichend ab. Im Rahmen einer retrospektiven Studie erfolgte deshalb eine Keimanalyse der postoperativen Infektionen zur Optimierung der bisherigen Strategie der perioperativen Antibiotikaprophylaxe mit der Fragestellung der gezielten perioperativen antibiotischen Behandlung.
Methodik: Zwischen 2004 und 2017 wurden 255 Patienten mit Weichteilsarkomen der Adduktorenloge und Glutealregion operativ versorgt. Im Follow-up der Patienten wurden die Wundinfektionen erfasst, die im postoperativen Verlauf auftraten. Infektion, Erreger, Zeitpunkt des Auftretens und Therapieverlauf wurden evaluiert. Prognostische Faktoren wurden ermittelt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das durchschnittliche Alter der Patienten betrug 60 Jahre. Männer überwogen mit 54%. Der Mittelwert der maximalen Tumorausdehnung war 12 cm. Die durchschnittliche OP-Zeit lag bei 80 Minuten, der mittlere Blutverlust bei 240 ml. Die meisten Tumoren waren Liposarkome (31%), gefolgt von NOS-Sarkomen (28%) und Leiomyosarkomen (8%). Wundinfektionen traten bei 18 % der Operationen auf. Die am häufigsten nachgewiesenen Keime waren Staph. epidermidis in 26% der Fälle, koagulase negative Staphylokokken in 15 %, E. faecalis in 13% und Staph. aureus und E.coli in je 10%.
Es ist eine klare Verschiebung in den gramnegativen Bereich des Keimspektrums zu beobachten. Im Gegensatz zu den sonstigen orthopädischen Eingriffen in dieser anatomischen Region (z.B. Implantation einer Hüft-TEP) ist das Keimspektrum ähnlicher jenen der Komplikationen bei Darmeingriffen. In Anbetracht der nachgewiesen signifikant niedrigeren Rate der perioperativen Infektionen bei perioperativer Antibiotikagabe ist eine Anpassung der Antibiotikaauswahl notwendig. Eine Gabe von Cefuroxim (Standard bei muskuloskelettalen Eingriffen) sollte gegen eine Applikation von Antibiotika mit breiterem Wirkungsspektrum auch im gramnegativen Bereich (z.B. Amoxicillin mit Sulbactam) ausgetauscht werden.