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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Betroffenenberatung nach (post)traumatischer Amputation: Evaluation einer Machbarkeitsstudie

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Sinan Bakir - Universitätsmedizin Greifswald, BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin, Greifswald, Germany
  • Axel Ekkernkamp - Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Universitätsklinikum Greifswald, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Greifswald, Germany
  • Melissa Beirau - BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB45-955

doi: 10.3205/19dkou396, urn:nbn:de:0183-19dkou3965

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Bakir et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Traumatische Gliedmaßenamputationen bedeuten einen gravierenden Einschnitt auf körperlicher, psychischer und sozialer Ebene. Um Behandlungshemmnissen vorzubeugen und die professionelle Tätigkeit zu unterstützen, wurde für dieses Patientenkollektiv eine regelhafte Beratung durch selbst Betroffene in den Versorgungsstandard integriert.

Diese Begleitung stellt u.a. bei lebensbedrohlichen Krankheitsdiagnosen wie Malignomen oder dialysepflichtigen Nierenerkrankungen eine supportive Maßnahme dar. Deren günstige Auswirkungen wurden zumindest auf niedrigem Evidenzniveau publiziert. Der Nutzen dieser innovativen Beratung und vermutete positive Effekte sollen im Rahmen einer Studie erfasst werden, da sich bisher nur eine unzureichende Datenlage dazu findet.

Methodik: In dieser vorrangig qualitativen, retrospektiven Analyse schätzen die unterstützten Amputierten ihren individuellen Nutzen daran ein. Der Fragenkatalog beinhaltete halbstandardisierte Fragen zur besseren Akzeptanz der medizinischen Situation, Benennung der unterstützten Lebensbereiche und Weiterempfehlungsrate. Eingeschlossen wurden Patienten nach unmittelbar akuter oder sekundär traumatisch bedingter Amputation mit mindestens einer Beratung während der stationären Therapie, Rehabilitation oder im Rahmen der Nachsorge innerhalb der Jahre 2011-2017.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden bisher die Daten von 28 Patienten analysiert. Das Kollektiv zeigte ein Durchschnittsalter von 51,5 Jahren (23-74 Jahre; 19 Männer, 8 Frauen), welche durchschnittlich 4,8 Termine mit einem Betroffenenberater wahrnahmen. 8 Patienten erlitten eine Amputation der oberen, 16 der unteren Extremität und 3 kombinierte Amputationen mehrerer Extremitäten. Ein Patient wurde vor geplanter Amputation beraten. Die Kontaktaufnahme erfolgte während des Krankenhausaufenthaltes (60,7%), in der Rehabilitation (25,0%) und Nachbehandlung (14,3%).

Alle Befragten würden die Beratung weiterempfehlen, 92,6% auch wiederholt daran teilnehmen. Eher weniger zu profitieren schienen Patienten, die erst in der Nachbehandlungsphase eingeschlossen wurden (14,3%). Dahingegen profitierten die restlichen 85,7% der Teilnehmer von deutlich der Betreuung. Genutzt werden konnten die Beratung in den Themenbereichen Prothesenanwendung, Freizeitgestaltung, Familie und Beruf. In Bezug auf die Amputationsart/-höhe zeigte sich kein Unterschied in der Beratungszufriedenheit.

Somit konnte erstmals gezeigt werden, dass sich Vorteile aus einer innovativen, patientenorientierten Begleitung durch Beratung gleichartig Betroffener bei Amputationen erzielen lassen. Als Teil einer integrierten Versorgung ermöglicht dies eine Qualitäts- und patientenzentrierte Wirkungsmessung. Der Beratungsbeginn kann nach ersten Analysen scheinbar nicht früh genug ermöglicht werden, um eine bestmögliche Unterstützung zu erreichen. Erweiterte Studien zur Validierung mit größerem Patientenkollektiv sind ebenso wie eine Ausweitung des Projektes geplant.