gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Postmortem CT als additives Tool zur Diagnosesicherung nach schwerem Polytrauma

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Julia Silligmann - Orthopädische Klinik der MHH im DIAKOVERE Annastift, Hannover, Germany
  • Lena Sonnow - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Hannover, Germany
  • Stefanie Hoyer - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Rechtsmedizin, Hannover, Germany
  • Christian Krettek - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Michaela Wilhelmi - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB45-568

doi: 10.3205/19dkou395, urn:nbn:de:0183-19dkou3955

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Silligmann et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Polytrauma-Patienten, die unmittelbar nach oder bei der Aufnahme im Schockraum versterben werden in der Regel ohne weiterführende Diagnostik in die Pathologie/ Rechtsmedizin verbracht. Ein dezidierter Abgleich zugrundeliegender Unfallmechanismen und resultierender Verletzungsmuster ist somit nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich.

Das Ziel der vorliegenden Studie bestand daher darin, mit Hilfe eines unmittelbar post-mortem durchgeführten CTs zusätzliche Informationen zu Verletzungen und Verletzungsmustern zu erlangen und diese sowohl mit den klinisch, wie auch pathologisch/rechtsmedizinisch erhobenen Befunden abzugleichen.

Methodik: Im Zeitraum zwischen dem 01.01.2010 bis zum 30.06.2018 wurde bei insgesamt 12 Patienten (min. 7, max. 67 Jahre; Durchschnittsalter: 41 Jahre, weiblich: n=3; durchschnittlicher ISS: 48,17) ein post-mortem CT (Polytrauma-Spirale Kopf-Thorax-Abdomen-Becken) durchgeführt. Verglichen wurden jeweils die unfallchirurgischen Diagnosen und solche, die anhand des CTs durch die Radiologie gestellt wurden sowie soweit vorhanden die Diagnosen der Rechtsmedizin.

Ergebnisse: Alle untersuchten Patienten hatten Hochrasanztraumen erlitten (6x Autounfall, 2x Fußgänger, die vom Auto angefahren wurden, 2x Sturz aus 6m Höhe, 2x Fahrradunfall). Im Vergleich der prähospital vom Notarzt bzw. bei Aufnahme gestellten Diagnosen mit den Befunden der post-mortem durchgeführten CT-Untersuchungen zeigte sich, dass erstere erwartungsgemäß weniger umfassend und dezidiert waren. Interessant war darüber hinaus, dass die bei fünf der Patienten zusätzlich durchgeführte rechtsmedizinische Untersuchung insbesondere hinsichtlich knöcherner Verletzungen (Rippenserienfrakturen, Schädel-frakturen, Wirbelsäulenverletzungen, Beckenfrakturen) deutlich weniger präzise war, als das CT.

Schlussfolgerung: Post-morten CTs geben einen schnellen und umfassenden Eindruck von Verletzungsmustern und lassen so auch postum noch Rückschlüsse auf Unfallmechanismen zu. Abgesehen von möglicherweise daraus resultierenden juristisch relevanten Aspekten, ist dies insbesondere in Zeiten stetig sinkender Autopsiezahlen medizinisch-wissenschaftlich von besonderem Interesse.