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Der Einfluss einer zusätzlichen Abdominalverletzung auf den klinischen Verlauf und das operative Ergebnis nach Azetabulumfraktur – eine monozentrische Registerstudie
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Veröffentlicht: | 22. Oktober 2019 |
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Fragestellung: Azetabulumfrakturen sind seltene, aber schwerwiegende Verletzungen. Inwieweit eine Kombinationsverletzung aus Abdominaltrauma und Azetabulumfraktur das postoperative Ergebnis und den klinischen Verlauf von Azetabulumfrakturen beeinflusst, ist bisher nicht hinreichend untersucht worden.
Methodik: Retrospektiv ausgewertet wurden alle Patienten mit Azetabulumfrakturen der Jahre 2003 - 2017 aus dem monozentrischen prospektiven Beckenregister der BG Unfallklinik Tübingen. Demographische (Alter, Geschlecht), klinische (Liegedauer, Morbidität, Mortalität, Zeitpunkt bis zur operativen Versorgung) und operative (Dislokationsgrad, Repositionsergebnis, osteosynthese-assoziierte Komplikation) Daten wurden erfasst und in zwei Gruppen (Monoverletzung des Beckens vs. Kombinationsverletzung Abdomen/Becken) mittels t-Test bzw. Chi-Quadrat-Test miteinander verglichen.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 1848 Patienten mit einer Beckenverletzung behandelt, davon hatten 523 Patienten eine Azetabulumfraktur (28,3%). Davon erlitten 80 Patienten (15,3%) eine Azetabulumfraktur in Kombination mit einer Abdominalverletzung und 256 Patienten (48,9%) eine isolierte Azetabulumfraktur. Das Durchschnittsalter betrug 56,9±21,1 Jahre, 70% der Patienten waren männlich (366/523). Im Vergleich der beiden Gruppen waren die Patienten mit Kombinationsverletzung deutlich jünger (44,3±18,6 vs. 63,4±20,2 Jahre; p<0,001) und vermehrt männlich (82,5% vs. 62,5%; p=0,001). Die Morbidität (38,8% vs. 14,1%; p<0,001) und die Mortalität (7,5% vs. 2,7%; p<0,05) war jeweils deutlich höher in der Gruppe der Kombinationsverletzungen. Auch die Liegedauer war deutlich höher (39,0±36,3 vs. 17,4±18,9 Tage; p<0,001). Während sich der zeitliche Abstand bis zur Notfall-Stabilisierung nicht unterschied, wurden Patienten mit einer Kombinationsverletzung signifikant später definitiv versorgt (6,6±5,0 vs. 3,9±3,8 Tage; p<0,001). Die präoperative Dislokation sowie das Repositionsergebnis hingegen unterschieden sich nicht. Auch hinsichtlich des intraoperativen Verlaufes und der osteosynthese-assoziierten Komplikationen war kein Unterschied nachweisbar.
Schlussfolgerung: Patienten mit einer Azetabulumfraktur erleiden zu etwa 15% eine Kombinationsverletzung aus Becken- und Abdominaltrauma. Der klinische Verlauf ist deutlich verlängert bei vergleichbaren operativen Ergebnissen. Morbidität und Mortalität ist in der Gruppe der Kombinationsverletzungen deutlich erhöht.