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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Ehrenamtliche Patientenbegleiter zur Delirprophylaxe

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Axel Prokop - Kliniken Sindelfingen, Klinikverbund Südwest, Unfallchirurgie, Sindelfingen, Germany
  • Karl-Michael Reinauer - Klinikverbund Südwest, Kliniken Sindelfingen, Altersmedizin Med.IV, Sindelfingen, Germany
  • Manfred Koebler - Kreisseniorenrat Böblingen, Sindelfingen, Germany
  • Marc Chmielnicki - Klinikverbund Südwest, Unfallchirurgie, Sindelfingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB42-128

doi: 10.3205/19dkou355, urn:nbn:de:0183-19dkou3551

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Prokop et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Heutzutage sind knapp 2/3 der stationär in unfallchirurgischen Kliniken behandelten Patienten über 70 Jahre alt und erheblich durch Begleiterkrankungen gefährdet. Häufig erleiden diese Patienten ein Delir. Das Delir kommt in der Unfallchirurgie in 15-30% bei diesen Patienten vor und birgt im Vollbild die Gefahr in bis zu 15-25% an den Folgen zu versterben. Ansprache, Zuwendung und Beschäftigung verringern hoch signifikant dieses Risiko.

Methodik: Daher wurde ein neues Projekt auf Initiative des Zentrum für Alterstraumatologie und des Kreisseniorenrates zur Vermeidung von Delir und Angstzuständen bei alten stationären Patienten mit einem Besuchsdienst gestartet. Dabei kümmern sich haft- und unfallversicherte geschulte Laienhelfer, um eine tägliche Betreuung von ausgesuchten Patienten. Sie betreuen und beschäftigen einen Patienten ca. 1 Stunde pro Tag. Sie begleiten die Patienten im Haus und bei der Mobilisation, erklären, lesen vor, unterhalten sich oder hören nur zu und vermitteln somit Ruhe und geben Rückhalt und Zusprache. Die Begleiter sind Freiwillige und von der Klinik vorher in einem 30 stündigen Collogium geschulte Personen, die regelmäßig an Teamsitzungen teilnehmen und von jedem Aufenthalt einen Berichtsbogen erstellen. Alle Patienten und Angehörige sind von diesen Besuchen vorher unterrichtet und mit einem Begleitschreiben informiert. Wöchentlich gibt es strukturierte Besuchspläne. Nach einer Pilotphase von 6 Monaten wurde das Projekt auf alle unfallchirurgische Stationen ausgeweitet und 40 Begleiter in einem 30-stündigen Curriculum geschult und mit einem Zertifikat ausgezeichnet. Vom 1.7.17 bis 31.12.17 startete das Pilotprojekt in der Unfallchirurgie. Im weiteren Verlauf wurde es auf insgesamt 4 Krankenhäuser in unserem Krankenhausverbund ausgeweitet. Bis zum 1.12.18 konnten so 1903 Patienten begleitet werden. Die Finanzierung des Projektes erfolgte aus Spenden und einem Zuschuss des Landratsamt. Dem Krankenhaus entstanden keine Kosten.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Keiner der Patienten erlitt ein Delir. Die Patienten und Begleiter empfanden die Betreuung sehr gut und persönlich befriedigend. Die Bewertung der Ehrenamtlichen nach Schulnoten zum Erfolg ihrer Arbeit lag nach Schulnoten im Mittel bei 1,6. Auffällig war eine deutliche geringere Frequenz an Patientenrufen an das Pflegepersonal, die somit entlastet wurden. Für die Patientenbegleiter wurden Fahrtkosten und die Versicherung honoriert. In Zeiten von Fachkräftemangel ermöglicht die Patientenbegleitung durch ehrenamtliche Patientenbegleiter eine innovative Betreuung von Delir gefährdeten Patienten. Allein durch Zuwendung von Begleitern konnte die Belastung des Pflegepersonals gesenkt werden.

Das Projekt kann ein Blaupause zur Etablierung ach an anderen Krankenhäusern sein.