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Dislozierte subkapitale 2-Segment-Frakturen des proximalen Humerus beim älteren Patienten – Zementaugmentierte Plattenosteosynthese versus multiplanarer Verrieglungsnagel – Repositionsqualität und Komplikationen einer prospektiv randomisierten Studie
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Veröffentlicht: | 22. Oktober 2019 |
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Fragestellung: Ziel der prospektiv randomisierten Studie war es die Qualität der Frakturreposition und die entstandenen Komplikationen (sekundäre Dislokation, Implantatversagen, Schrauben-Cut-Out) nach Osteosynthese (zementaugmentierte Plattenosteosynthese vs. muliplanarer Verriegelungsnagel) dislozierter subkapitaler 2-Segment-Frakturen zu vergleichen.
Methodik: N=60 Patienten (Alter > 60 Jahre) mit einer dislozierten proximalen Humerusfraktur (Typ Neer III-2 / AO 11-A2 und -A3) wurden über einen Zeitraum von 30 Monaten in einer prospektiven Studie eingeschlossen und randomisiert einer Versorgung Gruppe [1]: winkelstabile Plattenosteosynthese mit PMMA-Schraubenspitzenaugmentation (PhilosAugmentTM) oder Gruppe [2]: multiplanarer Verriegelungsmarknagel (MultiLocTM, beides SynthesDePuy®) zugeführt. Es wurden Röntgenaufnahmen in 2 Ebenen 1 Tag postoperativ, sowie nach 6 Wochen, 3, 6 und 12 Monaten postoperativ angefertigt. Zur Bewertung der Qualität der Frakturreposition wurden Vorarbeiten von Schnetzke et al. herangezogen. An Komplikationen wurden sekundäre Dislokation, Implantatversagen, Schrauben-Cut-Out, avaskuläre Nekrose erfasst. Von n=56 Patienten (n=28 pro Gruppe) konnte ein Follow-up bis einschließlich 12 Monaten erreicht werden (Follow-up Quote: 93,3%).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das mittlere Alter der Patienten betrug 75±9,7 Jahre ([1] 76,3±8,9 vs. [2] 73,7±10,4, p=0,158). Der unmittelbar postoperative Centrum-Collum-Diaphysen-Winkel (CCD) betrug [1] 126,8±11° vs. [2] 131,4±11° (p=0,127). Das Repositionsergebnis (Head-Shaft-Displacement) war in [1]: 50% anatomisch, 35,7% akzeptabel, 14,2% malreponiert, in [2] 39,3% anatomisch, 47,8% akzeptabel, 17,9% malreponiert (p=0,47). Die Rate an sekundärer Dislokation (>10%) des Humeruskopfes nach 12 Monaten betrug 1,8% in [1] vs. 7,2% in [2] (p=0,03). Ein Cut-out der Schrauben wurde für [1] in n=1 (3,3%) und für [2] in n=3 (10%) Fällen nachgewiesen (p=0,6). Darüber hinaus wurde in Gruppe [1] in n=1 (3,3%) Fall ein Ausbruch der Schaftschrauben ohne Trauma, in Gruppe [2] in n=1 (3,3%) Fall eine periimplantäre Fraktur nach Sturz erfasst.
Sowohl mit der zementaugmentierten Plattenosteosynthese als auch mit dem multiplanarem Verriegelungsmarknagel lassen sich gute Repositionsergebnisse bei niedriger Komplikationsrate erreichen, beide Verfahren stellen somit gute Optionen für die Behandlung dislozierter subkapitaler 2-Segmentfraktur bei Patienten >60 Jahren dar. Im eigenen Vorgehen war das Repositionsergebnis mit der winkelstabilen Palttenosteosynthese tendenziell besser, ein möglicher Grund könnte die klinikintern weitreichendere Erfahrung mit diesem Implantat in der Behandlung der dislozierten proximalen Humerusfraktur sein.