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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Biomechanische Eigenschaften operativ rekonstruierter Sehnenverletzungen im Kleintierheilungsmodell

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Philipp A. Michel - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • Daniel Kronenberg - Universitätsklinikum Münster, Institut für Muskuloskelettale Medizin, Abteilung für Regenerative Muskuloskelettale Medizin, Münster, Germany
  • Andre Frank - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • Marcus Müller - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • Martin Langer - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • Michael J. Raschke - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • Richard Stange - Universitätsklinikum Münster, Institut für Muskuloskelettale Medizin, Abteilung für Regenerative Muskuloskelettale Medizin, Münster, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB41-640

doi: 10.3205/19dkou339, urn:nbn:de:0183-19dkou3396

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Michel et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Histologisch sind die Abläufe während der Frühphase der Heilung von Sehnenverletzung im Kleintiermodell bereits gut charakterisiert. Über die funktionell-biomechanischen Eigenschaften des entstehenden Regeneratgewebes ist jedoch wenig bekannt. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, die biomechanischen Eigenschaften zu verschiedenen Zeitpunkten der Sehnenheilung nach Naht zu evaluieren und eine Grundlage für die Analyse Genotyp-spezifischer Heilungsvorgänge im Kleintiermodell zu schaffen.

Methodik: Für die Studie wurden insgesamt 24 männliche C57/Bl6 Mäuse im Alter von 12 Wochen verwendet. Die OP-Technik beinhaltet eine 4-Strang Kernnaht der tenotomierten linken Achillessehne mit Anlage einer tibio-fibulären Cerclage zur post-operativen Ruhigstellung. Die Tiere wurden jeweils nach 2, 4 und 6 Wochen euthanasiert und beide Achillessehnen entnommen. Die biomechanische Testung erfolgte auf der Prüfmaschine LM1 (TA Instruments, New Castle, USA) im PBS-Bad. Das visko-elastische Testprotokoll umfasste die Testung verschiedener Frequenzbereich (0,01; 0,1; 1; 5 und 10Hz) bei ansteigenden Dehnungs-Levels von 4, 6, 8%, gefolgt von einer Verssagens-Rampe. Die statistische Auswertung erfolgte mittels 2-way ANOVA-Test und post-hoc Analyse.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Makroskopisch zeigten sich die Sehnen nach 6 Wochen (6W) verheilt. Die Durchschnittsfläche der operierten linken Sehnen (L) war zu allen Zeitpunkten deutlich im Vergleich zur Gegenseite (R) erhöht (6W R: 0,42±0,23 mm2 vs. L: 1,41±0,33 mm2, p<0,0001). Die Versagenslast war links zu allen Zeitpunkten niedriger als rechts. Im Zeitverlauf zeigte sich kein Anstieg der Versagenslast der operierten Sehnen (2W Li: 5,19±0,98 N vs. 6W Li: 5,62±1,65 N). Das statische Elastizitätsmodul (E-Modul) war bei den operierten Tieren durchgehend deutlich niedriger, im Zeitverlauf zeigte sich kein signifikanter Anstieg (2W Li: 26,4±4,1 N/mm² vs. 6W Li: 33,1±6,35 N/mm², p=0,3474). Das dynamische E-Modul der operierten Sehnen war ebenfalls bei allen Frequenzen und Dehnung-Levels durchgehend deutlich niedriger und zeigte keine Erholung im Zeitverlauf. Exemplarisch zeigte sich bei 6% Dehnung und 1 Hz nach 6 Wochen ein dynamisches E-Modul von 45,5±18,12 N/mm² links und 320,2±165,82 N/mm² rechts (p<0,0001) (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Zusammengefasst weisen operativ rekonstruierte Sehnen biomechanisch deutlich schlechtere Eigenschaften auf und erreichen nicht wieder das Ausgangsniveau. Im Zeitverlauf lässt sich keine Änderung bei statischem oder dynamischen E-Modul feststellen. Die Versagenslast ist geringer. Ziel von weiteren Studien in Kleintiermodellen muss es sein, die biomechanischen Eigenschaften des Regeneratgewebes zu verbessern, um klinisch-therapeutische Ansatzpunkte bieten zu können.