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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Postoperativer Ileus – Ein Risiko bei revisionsendoprothetischen Eingriffen?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Thomas Randau - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Frank Fröschen - Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • Cornelius van Beekum - Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Bonn, Germany
  • Dieter C. Wirtz - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Sascha Gravius - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Tim Vilz - Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Bonn, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB39-716

doi: 10.3205/19dkou303, urn:nbn:de:0183-19dkou3030

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Randau et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Der postoperative Ileus (POI) ist eine gefürchtete Komplikation in allen chirurgischen Disziplinen. Während das Thema in der Allgemeinchirurgie viel Aufmerksamkeit erfährt, bleibt es in der orthopädischen Chirurgie bislang weitgehend unbeachtet, was damit zusammenhängen mag, dass bei nicht-abdominalchirurgischen Eingriffen ein POI seltener auftritt als in der Viszeralchirurgie.

Gerade aber die Revisionsendoprothetik, mit zum Teil deutlich verlängerter OP-Dauer und eingeschränkter postoperativer Mobilität der Patienten birgt damit einge der bekannten Risikofaktoren für einen POI. Valide Zahlen und Daten zur perioperativen Peristaltik und Darmpassagezeit in der Revisionsendoprothetik gibt es bislang nicht, noch welchen Einfluß Physiotherapie, Mobilisierung und Medikation auf den Verlauf haben können. Wir präsentieren erstmals Daten einer direkt-intestinalen Messung der postoperativen Magen-Darm-Aktivität und Passagezeiten, gemessen mittels dem SmartPill®-Device, in prospektiver, kontrollierter Studie.

Methodik: Wir berichten über die orthopädische Subgruppe der PIDuSA-Studie (NCT02329912), in der mittels einer intestinal platzierten Messkapsel, der sog. SmartPill®, die Peristaltik, Darmpassagezeit und der pH-Wert im Darm in Echtzeit gemessen wurde. Bei insg. 11 Patienten wurde die Kapsel unmittelbar postoperativ nach erfolgreichem ein- oder zweizeitigen Prothesenwechsel in den Magen appliziert, und die Patienten bis zum Ausscheiden der Kapsel dokumentiert und überwacht. Die Daten der Kapsel wurden anschließend mit Medikamentengaben, physiotherapeutischer Mobilisierung und Nikotinkonsum korreliert, und gegen die publizierten Daten des gesunden Kontrollkollektivs verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei keinem der eingeschlossenen 11 Patienten trat ein POI auf. 4 der Patienten wurden mit Laxantien behandelt, keiner mit Prokinetika. Es traten dreimal Übelkeit/Erbrechen auf. Die Gesamtpassagezeit zeigte sich mit 4987 min +/- 1235 min im Vergleich zu einem gesunden Kontrollkollektiv deutlich verlängert, dabei war die Dünndarmpassagezeit etwa doppelt so lang wie beim nicht-operierten Gesunden, die Colontransitzeit war etwa auf das Dreifache verlängert. Die Transitzeit korrelierte knapp signifikant mit der OP-Dauer, insbesondere durch eine verlängerte Magenentleerungszeit bei langen OPs. Es zeigten sich keine Unterschiede zwischen Hüft- und Knieeingriffen oder ein- und zweizeitigen Wechseln. Der pH-Wert im Magen zeigte sich in unserem Patientenkollektiv erhöht, was der häufigen Medikation mit PPIs zuzuschreiben ist. Die Peristaltik an sich war weitgehend normwertig. Physiotherapie und Nikotinkonsum zeigten einen positiven Effekt auf die Kinetik, jedoch ohne Signifikanz. Wir konnten erstmals an einem orthopädischen Kollektiv Daten zur Magen-Darm-Passagezeit nach Revisionsendoprothetischem Eingriff erheben, und liefern somit wichtige Vergleichtsdaten zur Erkennung eines POI in diesem Risikokollektiv.