gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Fokussierte Hochenergetische Stosswellentherapie (fhESWT) führt nicht zu septischer Streuung bei florider Infektion im Kaninchen Frakturmodell

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Alexander Milstrey - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • Jan Pützler - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • Jens Everding - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • Daniel Arens - AO Research Institute Davos, Davos Platz, Switzerland
  • Stephan Zeiter - AO Research Institute Davos, Davos Platz, Switzerland
  • Geoff Richards - AO Research Institute Davos, Davos Platz, Switzerland
  • Thomas Fintan Moriarty - AO Research Institute Davos, Davos Platz, Switzerland
  • Michael J. Raschke - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB34-1221

doi: 10.3205/19dkou235, urn:nbn:de:0183-19dkou2351

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Milstrey et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Bislang stellte eine floride Infektion eine Kontraindikation zur fokussierten hochenergetischen extrakorporalen Stosswellentherapie (fhESWT) dar. Hintergrund war eine mögliche Streuung der Bakterien in die Blutbahn und das Hervorrufen einer konsekutiven Sepsis. In einem etablierten in-vivo Kaninchen Modell für eine Infektion nach Osteosynthese sollte das Auftreten dieser Komplikation untersucht werden.

Methodik: Bei acht Kaninchen wurde eine komplette Humerusosteotomie mittels 7-Loch-LCP fixiert und Staph. Aureus in die Osteotomie inokuliert (2x106 CFU). Nach zwei Wochen bestand eine floride Infektion und es erfolgte eine Revisionsoperation mit Debridement und Wundspülung. Die entnommenen Gewebe wurden quantitativ mikrobiologisch untersucht. An den Tagen 2 und 6 nach Revision erhielten die Kaninchen jeweils 4.000 Impulse der fhESWT perkutan in das infizierte Areal (23kV 4Hz, LithoSpace® Ortho, Jena Medtech). Direkt vor und nach der Stosswellenapplikation erfolgte an beiden Tagen die sterile Entnahme von Blutkulturen. Zwei Wochen nach Revision wurden die Tiere euthanasiert und eine weitere Blutkultur abgenommen. Die Indikatororgane Gehirn, Lunge, Herz, Niere, Leber und Milz wurden postmortem steril entnommen und einzeln quantitativ mikrobiologisch analysiert. Die Blutkulturen wurden für 48 Stunden inkubiert und anschliessend auf Blutagar und Mannit-Kochsalz-Agar ausplatiert und ebenfalls mikrobiologisch ausgewertet. Wachstum von S. Aureus wurde mittels Latex Agglutinationstest bestätigt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Zum Zeitpunkt der Revisionsoperation zeigten alle Tiere ein starkes Wachstum von S. Aureus in den aus dem Osteotomiegebiet entnommenen Muskel- und Knochenbiopsien, sodass eine Infektion in allen Tieren bestätigt wurde. Die zu allen Zeitpunkten entnommenen Blutkulturen zeigten nach 48h Bebrütungszeit keinen Anhalt für ein Keimwachstum. Die Analyse der einzelnen Indikatororgane zeigte in allen untersuchten Lungen ein heterogenes Keimwachstum, jedoch ohne Nachweis von S. Aureus. In den übrigen Organen war kein Keimwachstum nachweisbar.

In unserem Modell zeigte sich kein Hinweis auf eine systemische Streuung der Bakterien trotz hoher Intensität und Impulsanzahl der fokussierten Stosswelle. Die bekannten osteo- und angioinduktiven Effekte der Stoßwelle könnten gerade auf dem Gebiet der Infektionen nach Osteosynthese von Nutzen sein. Eine Untersuchung der Sicherheit dieser Intervention in größeren klinischen Studien erscheint daher gerechtfertigt.