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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Bakterielle Adhärenz klinisch relevanter Staphylococcus-Erreger auf Kohlenstoff-PEEK-Composit (CFRP) im Vergleich zu Titanlegierungen: Mögliche Implikationen bei der Wirbelsäuleninstrumentation bei Spondylodiszitis

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Stephan Heller - Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum r. d. Isar, Techn. Universität München, München, Germany
  • Andreas Obermeier - Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum r. d. Isar, Techn. Universität München, München, Germany
  • Ehab Shiban - Neurochirurgische Klinik und Poliklinik, Klinikum r. d. Isar, Techn. Universität München, München, Germany
  • Rainer Burgkart - Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum r. d. Isar, Techn. Universität München, München, Germany
  • Rüdiger von Eisenhart-Rothe - Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum r. d. Isar, Techn. Universität München, München, Germany
  • Nikolina Lipovcic - Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum r. d. Isar, Techn. Universität München, München, Germany
  • Hanna Hauger - Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum r. d. Isar, Techn. Universität München, München, Germany
  • Bernhard Meyer - Neurochirurgische Klinik und Poliklinik, Klinikum r. d. Isar, Techn. Universität München, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB34-1121

doi: 10.3205/19dkou227, urn:nbn:de:0183-19dkou2276

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Heller et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die dorsale Wirbelsäuleninstrumentierung wird in der Neurochirurgie häufig für die Behandlung von Spondylodiszitis angewandt. Die meisten Implantate bestehen dabei aus Titanlegierungen (Ti), die bei postoperativen Bildgebungen Artefakte hervorrufen. Bei Patienten mit Verdacht auf eine erneute Infektion stören diese Bildgebungsartefakte die Befundung. Seit kurzem stehen Implantate aus kohlenstofffaserverstärktem Polyetheretherketon (CFRP) zur Verfügung (BlackArmor®, icotec AG), welche derartige Bildgebungsartefakte kaum mehr aufweisen. Das Ziel dieser Studie war es, die Zahl adhärierter Bakterien zwischen Titan- und CFRP-Materialien zu vergleichen. Hiermit soll eine Einschätzung der materialspezifischen Infektneigung bewertet werden.

Methodik: Ein Bakterienadhäsionsassay wurde mit den bakteriellen Haupterregerstämmen S. aureus (ATCC® 25923), S. epidermidis (ATCC® 35984) und dem methicillin-resistenten S. aureus (ATCC® 43300) durchgeführt. Hierzu wurden die Implantatmaterialien, poliertes Titan und CFRP, in Bakteriensuspensionen (1,3×10^5 CFU/ml) über 24 Stunden inkubiert. Anschließend wurden die auf den Implantatoberflächen anhaftenden Bakterien nach Behandlung mit Ultraschall ausplattiert und auf Agarplatten quantitativ bestimmt. Des Weiteren wurde die durchschnittliche Rauheit (Ra in µm) mit einem Profilometer (Dektak 8, Veeco Inc., US) zur Charakterisierung der Materialoberflächen gemessen. Zusätzlich wurden Kontaktwinkel mit der sog. „Sessile Drop"-Methode unter Verwendung standardisierter Flüssigkeiten gemessen, um die freie Oberflächenenergie der Proben zu berechnen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die bakterielle Probeninokulation führte zu vergleichbaren adhärierten Bakterienzahlen von CFRP (MRSA: 8,7×10^6 CFU/ml; S. aureus: 7,6×10^6 CFU/ml; S. epidermidis: 6,4×10^6 CFU/ml) und Titan (MRSA: 3,3×10^6 CFU/ml; S. aureus: 3,6×10^6 CFU/ml; S. epidermidis: 4,0×10^6 CFU/ml). Es gibt somit keinen signifikanten Unterschied zwischen CFRP- und Titan-Materialien. Die Oberflächenprofilometrie zeigte Ra-Werte für Titan um 0,20±0,04 µm und 0,38±0,10 µm für CFRP. Die Oberflächenenergien beider Materialien unterschieden sich stark voneinander. Titan zeigte insgesamt eine höhere Energie (39,0 mJ/m²) und einen geringen polaren Anteil, wohingegen CFRP insgesamt eine wesentlich geringere Energie (12,4 mJ/m²) und einen vernachlässigbaren polaren Anteil aufwies.

Obwohl CFRP eine doppelt so hohe Rauheit wie Titan aufwies, gab es keine signifikanten Unterschiede bei der Bakterienhaftung von MRSA, S. aureus oder S. epidermidis zwischen CFRP- und Ti-Implantaten. Möglicherweise konnte aufgrund der geringen freien Oberflächenenergie des CFRP eine dem polierten Titan ähnlich hohe bakterielle Adhäsion bestimmt werden. Die Anwendung von CFRP in der Neurochirurgie als Alternative für Titan zeigt bei vergleichbaren mechanischen Eigenschaften keine erhöhte materialabhängige Infektneigung und gleichzeitig kaum Bildgebungsartefakte.