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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Abdominelle „Schussverletzung“ durch Metallabsplitterung an der Mähscheibe eines Stihl Freischneiders

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Anton Wicker - BGU Murnau, Murnau am Staffelsee, Germany
  • Michael Lang - BGU Murnau, Murnau am Staffelsee, Germany
  • Fabian Stuby - BGU Murnau, Murnau am Staffelsee, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB33-462

doi: 10.3205/19dkou219, urn:nbn:de:0183-19dkou2194

Veröffentlicht: 22. Oktober 2019

© 2019 Wicker et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Fallbericht einer abdominellen „Schussverletzung“ durch eine Metallabsplitterung von der Mähscheibe eines Stihl Freischneiders und Vergleich der kinetischen Energie zum Zeitpunkt des Verlassens der Absplitterung vom Mähwerk mit der Mündungsgeschwindigkeit von Projektilen bei Langwaffen.

Methodik: Folgende Formeln wurden für die Berechnungen der kinetischen Energie verwendet:

Ekin = 0,5 x m x v2

U= 2 x r x pi

Bekannte Größen waren die Masse des Projektils mit 4 g, der Radius der Mähscheibe mit 15 cm und die Arbeitsgeschwindigkeit des Freischneiders mit 3000 U/min.

Kurzzusammenfassung: Der Patient hatte im Rahmen von Mäharbeiten mit der Mähscheibe seines Freischneiders (Firma Stihl FS 311) bei der Gartenpflege einen Stein tangiert. Er verspürte einen kurzen stechenden Schmerz im Bereich des linken Unterbauches. Eine kleine blutende Wunde war sichtbar. Selbständige Vorstellung in der Notaufnahme BGU Murnau.

Aufnahmebefund: kardiopulmonal stabiler Patient in gutem Allgemeinzustand, ca. 4 mm große Wunde im Bereich des linken Unterbauches, Abdomen weich, regelrechte Darmgeräusche über allen 4 Quadranten, kein Druckschmerz. Die Wunde zeigt sich bei Sondierung mit einer Knopfkanüle bis ins Abdomen reichend. Im Röntgen Abdomen zeigt sich ein kleines röntgendichtes Metallteil im Bereich des kleinen Beckens liegend. In der CT Diagnostik zeigt sich zusätzlich eine arterielle Blutung aus der A. epigastrica inferior und ein Bauchwandhämatom.

Notfallmäßige, explorative Laparotomie: Exploration und Ausräumung des Hämatoms der linken Bauchwand. Ligierung einer spritzenden Blutung aus der Arteria epigastrica inferior.

Eröffnung des Bauchraumes und Inspektion. Im linken Unterbauch zeigt sich eine Verletzung des Ileums auf zwei Höhen, einmal mit seröser Eröffnung, welche übernäht werden kann und einmal eine Perforation welche zerfetzte Wundränder zeigt. Hier erfolgt eine Resektion über 6 cm und anschließend eine Seit-zu-Seit Anastomose mit dem GIA Klammernahtgerät. Der zur Verletzung führende Fremdkörper wird vor dem nicht verletzten Rektum geborgen. Keine weiteren Verletzungen. Einlage von Robinson Drainagen und schichtweiser Wundverschluss.

Komplikationsloser peri- und postoperativer Verlauf. Zeitgerechte Entfernung der Robinsondrainagen. Kein Nachweiß einer freien Flüssigkeit in der Abdomensonographiekontrolle. Problemlose Wundheilung. Komplikationsloser Kostaufbau. Entlassung in die ambulante Weiterbehandlung 6 Tage postoperativ.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das 4g schwere Projektil hatte beim Verlassen der Mähscheibe bei einer Arbeitsgeschwindigkeit von 3000 U/min eine kinetische Energie von 4,418 J.

Im Vergleich dazu hat das etwa 2,2 bis 2,6 g schwere Projektil eines Kleinkalibers beim Verlassen der Mündung ca. 100 bis 250 J.

Beim Verwenden von Motorsensen und Freischneidern kann es durch unabsichtliches Tangieren von harten Gegenständen zu Absplitterungen an der Mähscheibe kommen, welche wiederum als Projektil wirken können. Eine feste Schutzkleidung und Schutzbrille sind unbedingt erforderlich.